>> Bauern, Bonzen, Bomben <<

 

Eine Inhaltsangabe von Christian Bönisch

 
 Inhaltsangabe
 

Herr Tredup, für diese in nur spärlicher Auflage gedruckte, von allen als Käseblatt beschimpfte Zeitung arbeitend, versucht erfolglos, Annoncen und Werbeinserate bei den Altholmer Bürgern und Geschäftsleuten zu sammeln. Frustriert berät sich Herr Tredup in der Redaktion mit seinen zwei Kollegen, wie man die Zeitung durch sensationelle Berichte wieder in aller Munde kriegt. Mit Herrn Stuff geht er zu seinem Verleger, den kanuzigen Schabbelt, um die „roten“ anzumisten. Stuff erzählt enthusiastisch: Polizeidiener Kalene wurde nach der Revolution ’18 rot, trat in die USPD ein, bekam viel Geld und avancierte zum Polizeimeister. Nachdem er sich bereichert hatte, trat er aus der Partei aus, gab das Parteibuch zurück und wurde wieder streng, deutsch und national. Nun schiebt er abends im Rathaus Aufsicht, geilt sich durch Ansehen der auf den Boden knienden Putzfrauen auf und treibts mit einer solchen auf seinem Schreibtisch. Der rote Bürgermeister Bonze erwischt ihn. Plötzlich hat Polizeimeister Kalene wieder das Parteibuch... Ließe sich daraus nichts machen?

 
 Erster Teil: Die Bauern
 

Kalübbe und Thiel, zwei Vollstreckungsbeamte vom Finanzamt, sind auf dem Marsch zu einer Pfändung auf dem Lande: Es sollen wegen eines Bauern Schulden zwei seiner Ochsen gepfändet und vor Ort versteigert werden. Sie treffen den verschuldeten Bauern Düwe auf seinem Hofe nicht an. Währenddessen einigen sich alle in der Schenkwirtschaft versammelten Dorfbauern, angeführt von einem Fürsprecher, darauf, keinesfalls mitzubieten, um dem Finanzamt ein Schnippchen zu schlagen. Kalübbe und Thiel suchen die Schenke auf, die vor lauter Bauern aus allen Nähten zu platzen droht, verlangen Tisch und Stuhl, um die Versteigerung durchführen zu können. Wegen des Platzmangels bleibt ihnen nichts übrig, die Auktion vor dem Wirtshaus auszutragen. Auf den Stühlen am Tische sitzend müssen sie alsbald feststellen, dass kein Bauer sich regt und an der Auktion Interesse zeigt. - - Annoncensammler Tredup fährt zufällig mit seinem Fahrrad an der Dorfschenke vorbei, sieht die zwei ledig an ihrem Tische sitzenden Vollstreckungsbeamte und erbittet, eine Photographie machen zu dürfen. Er wird barsch von Kalübbe verscheucht, zumal er ohnehin nichts von der CHRONIK hält. Sie habe nämlich vernichtende Kritik an dem Zirkus Monte gehegt, obwohl kein Reporter bei der Vorstellung dabei gewesen sei. Tredup – aus sicherem Blickfeld – baut dennoch seine photographische Apparatur auf und knipst die beiden. Nach einer Zeit sind die Finanzbeamten des Wartens ermüdet und einigen sich, die zwei Ochsen nach Pedenstedt zu treiben, um sie von dorten aus mit der Bahn nach Hamburg verschicken zu lassen. Wie sie dorfauswärts ziehen, werden sie einer von Bauern aufgestellten Strohbarriere gewahr. Sie beschließen, einfach um den Strohhaufen herumzulaufen. Als sie nahe genug sind, entfacht ein Bauer ein Feuer, sodass das Stroh sich lichterloh entzündet. Die Ochsen schrecken auf, sodass Kalübbe und Thiel mit den Tieren schleunigst umkehren müssen. Sie wollen das Dorf auf der anderen Seite verlassen. Dort wird das gleiche Spiel getrieben. Die Situation eskaliert: Durch das brennende Fuder Stroh erschrocken, entreißt sich der Ochse von Thiel, beide rennen über die Felder. Was niemand ahnt: Herr Tredup, eigentlich auf dem Nachhauseweg fahrend, beobachtet das Spiel, legt einen neuen Film in seine Kamera und knipst das Geschehen.

Szenenwechsel. Eine noble Gaststätte in Altholm. Zeitungsredakteur Stuff sitzt mit einem Kollegen beim Bier, Finanzbeamter Kalübbe mit Freunden beim Skat. Auf der Herrentoilette offenbart Stuff Herrn Kalübbe, dass er wisse, dass der junge Thiel wegen des verlorenen Viechs ist entlassen worden und dass er, Kalübbe, strafversetzt werden solle. Stuff schlägt vor, Kalübbe solle so tun, als könne er einige Bauern identifizieren, die am Strohfeuer beteiligt gewesen sind, auf dass diese eingesperrt würden. Ein sich auf einem Toilettenabteil eingeschlossener Herr hört diese Zeugenbeeinflussung und stellt die zwei Herren zur Rede. Herr Henning, wie er sich nun ausgibt, erzählt, dass es ein, zwei Photographien von der Eskalation mit den Ochsen gäbe, die ein Herr Tredup gemacht haben soll. Stuff erschrickt: Tredup habe ihm nichts darüber gesagt. Am Abend wäre er in die Redaktion gekommen, verfasste einen Bericht, den er jedoch beim Gegenlesen als allzu schlecht abwimmelte. Da Tredup nur ein armseliges Honorar bekommt, das auch noch auf die Menge seiner Zeilen beruht, zerstreitet er sich mit Kollege Stuff. Was hat Tredup mit den Photos vor? – Herr Henning und Stuff beschließen, Tredup einen abendlichen Besuch abzustatten. Henning gibt sich als Zeitungsverleger aus, der hohes Interesse an der Veröffentlichung seiner Photos hätte und bietet ihm 100 Mark dafür. Tredup präsentiert die 12 entwickelten Bildfelder auf seinem Mittelformat-Negativfilm und stellt fest, sie seien nichts geworden, woraufhin die beiden Besucher von hinnen ziehen.

Szenenwechsel. Rathaus. Tredup geht zum Bürgermeister Gareis und offenbart ihm, dass es zwei photographische Aufnahmen gäbe, worauf einige Bauern beim Strohfeuer messerscharf zu identifizieren wären und verlangt 1000 Mark dafür. Gareis hat kein Interesse.

Szenenwechsel. Regierungspräsidium. Regierungspräsident Temborius wird im Sitzungssaal angerufen. Eine fremde Männerstimme sagt, soeben habe Tredup mit dem Oberinspector das Haus betreten, in fünf Minuten fliege das Regierungspräsidium in die Luft. Diese Warnung wird als Blöff abgetan, dennoch wird das Gebäude bis auf einen Bevollmächtigten vollends evakuiert. Tredup nutzt die Gelegenheit, trifft den Bevollmächtigten im Hausflur, macht ihm verständlich, er bekäme allerschleunigst 1000 Mark für die Bilder. Da nur noch wenige Sekunden bis zu der prophezeiten Explosion bleiben, wird ihm erlaubt, das Geld aus der Stadtkasse selbst zu entnehmen, wenn er nur schnell mache. Die Sprengung bleibt aus. Der Regierungspräsident Temborius lässt den Bauernanführer verhaften und einsperren.

Szenenwechsel. Henning klaut aus einem Bergwerk eine Kiste Sprengstoff und bringt dieselbe in eines Bauern Scheune unter.

Szenenwechsel. Tredup verbuddelt das viele in eine Tüte verdeckte Geld in die Erde und verwischt die Spuren. Ende Teil eins.

Figuren und ihre Darsteller:

Tredup: ERNST JACOBI
Stuff: ARNO ASSMANN
Gareis: SIEGFRIED WISCHNEWSKI
Schabbelt: H.M. CRAYON
Frau Schabbelt: CAROLA ERDIN
Wenk: KURT A. JUNG
Frl. Heinze: MARLIES ENGEL
Kalübbe: GOTTFRIED KRAMER
Thiel: PETER DANZEISEN
Reimers: HENRY KIELMANN
Krüger: ARTHUR STRAUSS
Henning: REINHART FIRCHOW
Frau Tredup: HANNELORE HOGER
Frerksen: EBERHARD FECHNER
Peikbusch: FRITZ HOLLENBECK
u.v.a.

 
 Zweiter Teil: Die Demonstration
 

Nachts. Zwei Unbekannte, auf einem Motorrad kommend, legen Sprengstoff in den Vorgarten des Regierungspräsidiums von Altholm. Es kommt zur Detonation; es wird lediglich die Fassade wird beschädigt.

Szenenwechsel. Bei Graf Bandekow im Hause. Henning, mit einigen Herren am Tische sitzend, bekennt die Missetat des Sprengstoffattentats, die, so die Herren, keine Wirkung nach sich zog, weder bei den Finanzbeamten noch bei den Bürgern. Eher sind die Bewegungen der Landbauern von Interesse.

Szenenwechsel. Rathaus Altholm. Bürgermeister Gareis genehmigt eine von den Bauern ersuchte Demonstration gegen den Willen des Regierungspräsidenten von Schleswig, der unbedingt wünscht, dass, wenn schon, wenigstens dabei zwei Hundertschaften Schutzpolizei neben der örtlichen Polizei von Altholm zugegen sind, um evtl. Krawalle unterbinden zu können. Polizeioberinspector Frerksen, Gareis engster Vertrauter, steht zwischen den Fronten, denn er weiß nun nicht, wes Standpunkt er gutheißen soll: Gareis’, der die Demonstration erlaubt oder Schleswigs Regierungspräsidenten Temborius’, der sie ablehnen möchte. Man einigt sich, dass die Schutzpolizei in den Vororten Altholms Stellung nimmt. – – – 

Abends. Aus dem Redaktionshaus der Chronik treten Tredup und Stuff auf die dunklen Straßen und wollen sich nach ihrem Feierabend in einem Tanzlokal amüsieren. Beim Bier am Tische sitzend, entdecken sie die „Tippöse“ Frl. Heinze aus der Redaktion. Das Gerücht geht um, stets nach dem zwanzigsten kreuze sie hier auf und treibts mit jedem, weil ab diesem Tage ihr Geld aufgebraucht sei. Stuff, ledig, offenbart Tredup, Frau und Kind habend, dass er’s wohl auch schon mal mit einer Frau getrieben habe: als sie schwanger wurde, trieb sie selbst das Kind ab und vernichtete es. Währenddessen sorgt sich Tredup jedoch immer wieder seine für 1000 Mark verkauften Bilder. Stuff rät ihm, sich lieber von der bevorstehenden Bauerndemo fernzuhalten.

Der erste August. Stuff spricht frühmorgens mit einem Schutzmann, wo denn nun die Bauern seien. Er erfährt, dass Reimers, ein Bauer, der wegen Nichtzahlen von Steuern war eingesperrt worden und am 1.8. in Altholm entlassen werden sollte und den die Landbauern bloß ihr Mitgefühl und Ehrerbietung zollen wollen, nächtens von Altholm nach Schleswig überführt wurde, um heute dort freigelassen zu werden. Das hätte bestimmt der rote Bonze, Schleswigs Bürgermeister, angeordnet, ist Stuff überzeugt.

Szenenwechsel. Das Feld, auf dem Tredup hat vor Tagen das Geld in einer Tüte verscharrt. Ein Bauer mit seiner Frau geht geradewegs auf diese Stelle zu und erhebt einen ausgeschnittenen Klumpen Erde, nimmt die Geldtüte und macht seiner Frau weis, er hätte dies gefunden, dort versteckt und es diene als Notreserve für bittere Zeiten.

Szenenwechsel. Zuhause bei Frerksen beim Frühstück. Polizeioberinspector Ferksen ist mit sich uneinig; der Bürgermeister will hü, der Präsident will hott. Er müsse sich zwischen zwei Stühlen setzen – am liebsten meldete er sich für heute krank. Seine Frau überzeugt ihn von Gareis’ Meinung, zumal sie ihm doch alles zu verdanken haben.

Szenenwechsel. Regierungspräsidium. Der Regierungspräsident Temborius empfängt Kriminalkommissar Tunk. Er solle sich unters Bauernvolk mischen, um heimlich ihre Namen und Reden zu notieren. Des weiteren soll er überprüfen, ob die Schupo (Schutzpolizei) auch tätig wird, wenn die Demonstration handgreifliche Ausmaße nimmt. Die Regierung dürfe keine Schlappe erleiden.

Szenenwechsel. Versammlung der Demobauern, eine Gaststätte. Der Bauernführer, es ist Herr Henning, hat eine Demonstrationsfahne anfertigen lassen und erläutert: Das Fahnentuch ist schwarz als Zeichen ihrer Trauer über diese Judenrepublik, darin ist ein weißer Pflug, Symbol friedlicher Arbeit, ein rotes Schwert symbolisiert, dass sie auch wehrhaft sein können.

Szenenwechsel. Die Straßen von Altholm. Die Bauern – alle gleich angekleidet mit Hut und Stecken – stellen sich in Reih und Glied an den Stadteingang und lauschen der Worte ihres Anführers. Polizeioberinspector Frerksen trifft ein, entdeckt die nach seinem Gutdünken provozierende Fahne und bittet darum, dieselbe lieber wegzulassen. Die Bauern beginnen aber mit dem Marschieren durch die Straßen, Freksen wird überrannt, flieht und sucht Hilfe. An einer belebten Straßenkreuzung trifft er einen Verkehrspolizisten an, dem er befiehlt, die Bauern aufzuhalten. Jedoch steht Ferksen nun hilflos an der Kreuzung und muss den Verkehr regeln. Als er seine Ungeschicktheit bemerkt, nimmt er von weitem die Bauernparade, die singend durch die Stadtgassen marschieren, ausgerechnet auf „seine“ Kreuzung zukommen. Er verscheucht – offenbar in unbedachter Erregung – alle Verkehrsteilnehmer und Fußgänger in alle Richtungen, als sich plötzlich die Dorfpolizei im Spalier gegen die friedlichen jetzt nicht mehr singenden Bauern stellt und versucht, die Fahne zu entreißen. Erst durch Gebrauch des Knüppels kann der Banner vom Anführer entnommen werden.

Szenenwechsel. Kriminalkommissar Tunk ruft aus einer Telefonzelle den Bürgermeister Gareis zuhause an, und gibt – ohne seinen Namen zu nennen – fälschlicherweise vor, dass die Bauern aufrührerisch wären und schon Polizisten niedergemacht hätten. Anschließend telephoniert er mit seinem Auftraggeber Temborius, dem er voller Zufriedenheit versichert, dass gleich Gareis bei ihm anrufen und die Schutzpolizei anfordern werde. Alles laufe, wie am Schnürchen. Auf der Straße liegen derweil von den Polizisten verletzte Bauern, als Gareis angefahren kommt. Frerksen trifft sich mit den Bauernführern in der Auktionshalle und bekennt, dass alles von vorn herein scheiße gelaufen sei. Plötzlich trifft der verlogene Tunk hinzu, der sogleich hinausgeschmissen wird. Im großen Saale vermittelt ein Sprecher dem Bauernvolke, dass sie zu unrecht aufgehalten worden seien: Die Regierung erhöhe ständig die Steuern, wer nicht bezahlt, wird gepfändet; die Bauern werden vom Verwaltungsapparat ausgebeutet.

Ortswechsel. Rathaus. Gareis verhört Frerksen, warum denn einige Bauern verletzt worden seien. Dieser schiebt alles auf die provozierende Fahne, die jedoch andere als unprovokativ einstufen. Gareis erteilt Polizeimeister Kallene, die Versammlung der Bauern in der Auktionshalle aufzulösen, allein er kommt nicht dazu: Das Lied der Deutschen wird angestimmt. Nach der ersten Strophe hebt Kallene an, wird durch die zweite unterbrochen, durch die dritte ebenfalls. Er kommt nicht zu Wort, weil die Hymne wiederholt wird. Als dann die Bauern den Saal verlassen, müssen sie eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen und ihre Stöcke demütigend zu einem Scheiterhaufen hinwerfen. Reporter Stuff – alles notiert – ist erbost über Bürgermeister Gareis, dem „roten Schwein“. Abends lässt Frerksen den Tag Revuepassieren; er ist sich sicher, er habe recht gehandelt, alle stünden hinter ihn. Ende zweiter Teil.

Figuren und ihre Darsteller:

Gareis: SIEGFRIED WISCHNEWSKI
Frerksen: EBERHARD FECHNER
Stuff: ARNO ASSMANN
Tredup: ERNST JACOBI
Henning: REINHART FIRCHOW
Benthien: MAX GROTHUSEN
Padberg: HARTMUT RECK
Bandekow: ERNST VON KLIPSTEIN
Rohwer: EDGAR BESSEN
Rehder: MALTE PETZEL
Assessor Mayer: RUDOLF BRAND
Oberst Senkpiel: HERBERT TIEDE
Temborius: WOLFGANG ENGELS
Tunk: HORST BERGMANN
Banz: HEINZ LIEVEN
Frau Banz: ANDREA GROSSKE
Frau Frerksen: KYRA MLADECK
Perduzke: PETER LEHMBROCK
Kalleene: GÜNTER NEUMANN
Frau Schabbelt: CAROLA ERDIN
Feinbube: HENNING SCHLÜTER
Wenk: KURT A. JUNG
Assessor Stein: JÖRG FALKENSTEIN
Piekbusch: FRITZ HOLLENBECK
u.v.a.

 
 Dritter Teil: Die Städter
 

anmisten! Da ruft Bürgermeister Gareis an, den er, weil er Sozialdemokrat ist, hasst wie die Pest. Stuff rät ihm, er solle heute mal satt dem Volksblatt die CHRONIK lesen, in der geschrieben stünde, dass Frerksen, nachdem er so viel Bockmist gemacht hätte, seinen Posten los sei! Er bekundet seinem Kollegen Tredup, wie alle rote Bonzen unter einer Decke steckten und zusammenhielten. – – Zwei angetrunkene Bauern poltern in die Redaktion, machen dankbare Gebärden, weil Stuff den Regierungsapparat so angemistet hatte. Da er nun vom Chef abberufen wird, soll Tredup den neuen Bericht vor den zwei Herren vorlesen. Bei dem Namen ‚Tredup’ horchen die Besucher auf; war dies nicht der Name des Verräters, der die beweislastenden Bilder verkauft hatte? Als Stuff nach einer Zeit wieder in die Schreibstube tritt, gesteht Tredup: „Sie wollten mich totschlagen!“ – – Stuff ist sichtlich betrübt: Er soll fortan für das Konkurrenzblatt, der Volkszeitung, arbeiten. Dort dürfe er nur noch neutral und objektiv schreiben und niemanden anstänkern. Tredup, nachdem er erfährt, dass er auch entlassen werden solle, macht einen raffinierten Plan: Er selbst, wenn Stuff ihm dazu verhilft, auch einen Redakteursplatz bei dem Kukurrenzblatt zu bekommen, wolle dann Stuffs aufhetzende Berichte fortan unter falschen Namen, derer von  alttreuen, inserierungsstarken Abonnenten einschleusen. Stuff ist begeistert.

Szenenwechsel. Auf einem nächtlichen Felde, darauf sich die Bauern haben versammelt, ruft ein Sprecher in die Menge, dass das alljährliche Reitturnier, das in Altholm stattfinden sollte, nunmehr nicht in Altholm abgehalten wird, das brachte immer sechs- bis achttausend Bauern in die Stadt. Er ruft zum Boykott auf, bis die Stadt alle Bonzen würden verjagt haben.

Szenenwechsel. Bürgersprechstunde im Rathaus. Der „rote“ Bürgermeister Gareis stellt den Boykott als bedeutungslos dar, die Bauern hätten hier ohnehin nichts gekauft. Das, was Altholms Wirtschaft ausmacht, seien die Fabriken und die Arbeiter. Man solle so tun, als würde dieser Boykott in Altholm gar nicht bemerkbar sein, das werde die Bauern dazu veranlassen, ihren Boykott als unwirksam einzustellen. Über den „Blutmontag“ soll im Übrigen ein Gürtel des Schweigens gelegt werden; nur so könne man die Landbauern mit ihrer eigenen Waffe schlagen. – Unruhen im Saal. Die Bürger sind mit den Worten des Bürgermeisters nicht einverstanden: wenn das diesjährige Reitturnier entfalle, würden den Gaststätten Altholms rund 20000 Mark durch die Lappen gehen. Das macht sich wohl bemerkbar. Andere Herren der Sprechstunde reagieren ebenfalls empört: Was Gareis fordert, hört sich wieder nach Kampf an – man solle doch lieber mit den Landbauern verhandeln und eine Versöhnungskommission gründen. Dafür ist, entgegen Gareis’ Willen, die Mehrheit der Anwesenden.

Szenenwechsel. Marktplatz in Altholm. Die Versöhnungskommission, sechs sehr betuchte Herren Altholms, werden für 15 Uhr auf eine Zusammenkunft zum Marktplatz bestellt. Sie kommen mit einem noblen Cabriolet vorgefahren und warten. Plötzlich erscheint ein wortkarger Abgesandter, steigt hinzu und bittet, loszufahren. Sie fahren sprachlos über Stock und Stein – den ganzen Tag, ohne zu wissen, wohin. Der kauzige Bauer gibt vor, es auch nicht zu wissen. Sie halten abends in einem unbekannten Wald zwischen Nord- und Ostsee an und rasten bis in die Nacht. Erst bei völliger Dunkelheit fahren sie weiter. Nach einiger Zeit gelangen sie zu der Auktionshalle Altholms, die schon der Bauerndemonstration diente, und treten ein. Dort werden Ihnen bei Kerzenschein von dem freigelassenen Bauernanführer Reimers unerfüllbare Bedingungen unterbreitet, die die Herren der Kommission bedauerlicherweise ablehnen müssen. Die Versöhnungskommission ist damit gescheitert, sodass die Herren beschließen, bei Essen und Bier in einer nahe gelegenen anrüchigen Spelunke einzukehren, um über die misslungene Aktion zu diskutieren. Nach mehrheitlichem Abstimmen einigen sie sich, über die Irreführungen der Bauern zu schweigen, besonders dem schreibtüchtigen Stuff gegenüber. Unter den sechs Kommissionsmitgliedern befindet sich auch der erst vor drei Jahren in die Stadt gezogene Bücherrevisor Dr. Hüppchen, der noch nie mit Alkohol und Mädchen in Kontakt gekommen ist. Er wird von seinen bereits stark angetrunkenen „Freunden“ genötigt, gegen seinen ausdrücklichen Willen Schnaps zu saufen, da es nicht höflich, nicht anständig sei, nüchtern zu bleiben, wenn andere trinken. Die leicht bekleideten Bedienungen dimmen das Licht, entblößen sich vollends und geben sich den Männern hin, die sich ebenfalls ihre Wämser ausziehen. Dr. Hüppchen, geschockt über das Verhalten seiner Kollegen, kann der Gewalt nicht widerstehen.

Szenenwechsel. Nachts. Tredup kommt nach Hause. Er ertappt seine Frau beim Briefeschreiben, entnimmt ihr das Blatt und reagiert entsetzt: Sie war im Begriff, Stuff um 500 Mark zu erpressen. Sie wüsste, dass er’s mit Frauen hat getrieben, und er die Früchte seine Unbedachtheiten immerzu von einer bestimmten Frau habe entfernen lassen. Tredup ist erbost über die Maschen seiner Frau, er habe auch niemals geäußert, dass Stuff es war, der ihm von dieser Frau erzählte. Frau Tredup betitelt ihren Gatten einen Verräter, er widerum sie als geldgierige Erpresserin, die ins Gefängnis käme, wenn sie den Brief losschickt oder von seinem Inhalt erzählte. Es kommt zum Gedränge, als der Vermieter gerade zum Fenster hereinschaut. Er klagt, er habe Tredup schon lange auf dem Kieker und zum nächsten ersten müssten sie hier raus!

Ende des dritten Teils.

Figuren und ihre Darsteller:

Stuff: ARNO ASSMANN
Gareis: SIEGFRIED WISCHNEWSKI
Tredup: ERNST JACOBI
Frau Tredup: HANNELORE HOGER
Gebhardt: WOLFGANG KIELING
Trautmann: BRUNO WAHL-BERG
Heinsius: FRIEDRICH HARTAU
Feinbube: HENNING SCHLÜTER
Plosch: FRIEDRICH RIECK
Schabbelt: H.M. CRAYON
Wenk: KURT A. JUNG
Assessor Stein: JÖRG FALKENSTEIN
Lienau: OTTO KURTH
Besen: ROLF MÜLLER
Braun: FRITZ WEMPNER
Manzow: GERT HAUCKE
Meisel: BENNO HOFFMANN
Hüppchen: THOMAS KYLAU
Toleis: HUBERT SUSCHKA
Frerksen: EBERHARD FECHNER
Reimers: HENRY KIELMANN
Padberg: HERTMUT RECK
Betti: CHRISTINA KUON
u.v.a.

 
 Vierter Teil: Alle gegen alle
 

In einer ’Bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft’ diskutiert Altholms Bürgermeister Gareis über stadtinterne Beschlüsse. Er erfährt, dass ausschließlich die Kieler Schutzpolizei bei der Landbauerndemonstration am ersten August vom Knüppel Gebrauch machte, nicht aber die hiesige Polizei. Schon etliche Verletzte haben Anzeigen hereingebracht. – – – Altholmer Industriebetriebe bescheinigen Gareis, dass die wirtschaftliche Lage immer schlechter werde und somit Löhne gekürzt bzw. Arbeiter entlassen werden sollen. Gareis ist zudem bei den Bürgern nicht mehr sehr beliebt, da er u.a. den Polizeiinspektor Freksen schützt. – Tredup erscheint im Rathaus und offenbart dem Bürgermeister, dass er der SPD beigetreten sei. Gareis, selbst überzeigter Sozialdemokrat, beschwert sich bei Tredup, warum die CHRONIK mit den Bauern sympathisiere und ständig Hetzberichte gegen die Obrigkeit schreibe. Angeblich habe Gebhardt, Nationaler und neuer Herausgeber der CHRONIK, Stuff dazu ermuntert, um den Sozialdemokraten eins auszuwischen. Mit einer uralten Bescheinigung über die Anzahl der CHRONIK-Abonnenten, nämlich 7000, geht Tredup, wie er Gareis offenbart, neue Inserat-Kunden suchen. In Wirklichkeit sind es aber nur noch um die 4000 Bezieher, da ständig welche abspringen. Gareis wünscht von Tredup eine Abschrift dieser Bescheinigung. – – –

Szenenwechsel. Regierungspräsidium Schleswig.

Regierungspräsident Temborius wundert sich über das Handeln des Altholmer Bürgermeisters, der den Bauernboykott nicht recht zur Kenntnis nimmt. Temborius fordert, die alten Fehler zu löschen, indem man geschickt allen gerecht wird: die Stimmung der Bauern, die Stimmung der Bürger ist miserabel, sie sind gegen die Altholmer Polizei, dennoch möchte Schleswig bestätigen, dass Altholms Bürgermeister recht gehandelt habe. Durch einen auserkorenen Sühnebock, auf dem alle Schuld geschoben wird,  soll ein Friedensversuch gestartet werden. Der Bock soll Polizeiinspektor Frerksen sein. – – –

Szenenwechsel. Bürgermeisterzimmer Altholm.

Gareis meint zufrieden, der ganze Bauernrummel sei vorbei. Assessor Stein macht Gareis klar, dass Temborius veranlasst hat, Frerksen seines Postens zu entheben, was Gareis sehr erzürnt. Er lässt Frerksen kommen, um ihm zu sagen, dass er ab sofort außerhalb Altholms auf vier Wochen in Urlaub gehen soll.

Szenenwechsel. Wohnung Frerksen.

Hans, der Sohn Frerksens, hat auf die Frage seines Schuldirektors, was er und sein Vater von den Bauernaufständen halte, gesagt, die Bauern sind alle Verbrecher und gehören totgeschlagen. Hans wird vom Vater verprügelt, der nun um seine Stellung bangt.

Szenenwechsel. Gastwirtschaft.

Stuff erfährt von dem plötzlichen Urlaub Freksens und der Niederlage Gareis’ und wittert, wieder einmal jemanden anmisten zu können, indem er sich eine Abschrift des Briefes vom Regierungspräsidenten Temborius an Gareis verschafft. So veröffentlicht er am nächsten Morgen die Tatsachen um Frerksens Entlassung und sorgt damit für Aufruhr, sodass sein Verleger Gebhardt zu Gareis um Nachsicht bitten kommt. Indes nervt Gareis das Großgerede um die Begriffe von Boykott, Bauernaufstand und Blutfreudigkeit der Polizei zunehmend und wünscht, von nun an nichts mehr dergleichen in der CHRONIK zu lesen. Dafür kann Gebhardt jedoch nicht garantieren, schon gar nicht, da er soeben erfährt, dass die gerade abgehaltene Versöhnungssitzung beim Regierungspräsidenten aufgeflogen sei: Die Landleute hätten den Präsidenten beleidigt und das Lokal verlassen. Als die beiden nicht einig werden, kommt Gareis mit einer gemeinen Beschuldigung: Ein Beilagenkunde fragte, wie hoch die Auflage der CHRONIK sei, um zu entscheiden, ob sich das Verteilen seiner Beilage überhaupt lohnt. Nach Vorlage der veralteten Bescheinigung von 7000 CHRONIK-Abonnenten, erteilt er den Auftrag an die Redaktion, die einen Teil der eingesandten Beilagen aufgrund der reellen viel geringeren Auflagenhöhe zum Einheizen benutzt. Ein Fauxpas. Gebhardt ist platt; ihm bleibt nun nichts anderes übrig, als zu versprechen, bis zur Verhandlung nichts mehr über derartige Ereignisse zu schreiben. Zuletzt überreicht Gareis die von Tredup übergebene Abschrift als Beweis an Gebhardt, der wissen will, wer der Verräter ist. Gareis schweigt. – – –

Szenenwechsel. Verlegerbüro der Chronik.

Gebhardt lässt Tredup kommen, um zu erfahren, wer die Abschrift Gareis zugesteckt habe. Dieser beschuldigt Stuff. Daraufhin möchte Gebhardt Stuff schnellstmöglich und ohne Mühe und Aufsehen loswerden. Tredup bietet sich an, dies unauffällig zu veranlassen, wenn Gebhardt ihm verspricht, den Posten Stuffs zu bekommen.

Szenenwechsel. Redaktion.

Stuff bekommt einen handgeschriebenen Brief, indem die Absenderin ihn des Meineids und Beihilfe zur Abtreibung beschuldigt. Er solle schleunigst aus Altholm verschwinden, ehe sie die Verdächtigungen an die Öffentlichkeit weitergibt. Stuff reagiert gelassen – auch nach dem dritten Brief, den er nun laut vorliest und so den sichtbar unsicheren, angstverschwitzten Tredup als Schreiber entlarvt. Stuff hegt Groll gegen seinen Kollegen und sucht sogleich Tredups Ehefrau auf, um ihr weiszumachen, dass er zum ersten November eine neue Stellung annähme und somit seine Stelle für Tredup frei wäre, der dann einen Hunderter mehr verdiente.

Wieder in der Redaktion.

Stuff räumt seinen Schreibtisch auf, sodass Tredup ahnen muss, dass er nun scheiden will. Tredup ist aufgeregt und bricht das schon lang anhaltende Schweigen mit der Frage, was nun los sei, ob er nun gehe. Stuff lacht ihn als Taugenichts und Heuchler aus und gesteht, dass er gehe – am ersten November – – aber 1941! Tredup ist sprachlos und geschlagen!

Szenenwechsel.

Stuff betritt angetrunken das verlassene nächtliche Verlegerbüro, setzt sich an den Schreibtisch, ruft Gebhardt an und behauptet, jemand hätte eingebrochen und alles durchwühlt. Gebhardt will unverzüglich kommen. Stuff jedoch legt ihm eine Abschiedskarte hin und entschwindet. Als Gebhardt eintrifft, nichts Sonderliches als den Abschiedsbrief entdeckt, ruft er Stuff im Redaktionsbüro an. Statt seiner nimmt Tredup den Hörer ab, der ganz aufgeregt um den Posten Stuffs fragt. Widerwillig und nur auf Probe sagt Gebhardt Tredup die Stellung zu, der sofort eine Gehaltserhöhung anspricht. Dieser solle jedoch erst einmal etwas leisten, bevor er mit solchen Forderung daherkomme. Er betrinkt sich und verlässt spätnachts das Redaktionshaus. Ende des vierten Teils.

Figuren und ihre Darsteller:

Gareis: SIEGFRIED WISCHNEWSKI
Tredup: ERNST JACOBI
Stuff: ARNO ASSMANN
Frerksen: EBERHARD FECHNER
Assessor Stein: JÖRG FALKENSTEIN
Piekbusch: FRITZ HOLLENBECK
Temborius: WOLFGANG ENGELS
Assessor Mayer: RUDOLF BRAND
Finanzrat Andersson: HANS HÄCKERMANN
Frau Frerksen: KYRA MLADECK
Hans Frerksen: FRED BREUTIGAM
Perduzke: PETER LEHMBROCK
Manzow: GERT HAUCKE
Dienstmädchen: GABRIELE WILHARM
Gebhardt: WOLFGANG KIELING
Trautmann: BRUNO VAHL-BERG
Heinsius: FREIDRICH HARTAU
Frau Tredup: HANNELORE HOGER
Henning: REINHART FIRCHOW
u.v.a.

 
 Fünfter Teil: Der Gerichtstag
 

Frerksen kommt aus seinem Urlaub zurück, Bürgermeister Gareis empfängt ihn freudig mit der Mitteilung, dass er wieder in seinen alten Posten als Polizeiinspector arbeiten werde. Dennoch kann Frerksen sich nicht mehr glücklich mit seinem Ansehen schätzen wegen seines angekratzten Rufes.

Szenenwechsel. Der große Bauernprozess beginnt. Die zum Gerichtssaal umgebaute Altholmer Turnhalle füllt sich in wenigen Sekunden randvoll. Den Angeklagten wird Aufruhr, Landfriedensbruch, Sachbeschädigungen, Körperverletzung, öffentliche Beleidigung und Auflauf zur Last gelegt. Die Befragung beginnt beim Bauernführer und Fahnenschwenker Henning. Tredups erste große Reportagenaufgabe ist das Zusammenfassen der Gerichtsverhandlungen. Er traut seinen Augen kaum, als er seinen mittlerweile verfeindeten Ex-Kollegen Stuff gewahr wird, der nun laut Aussage eines Gerichtdieners bei der Landvolkzeitung arbeitet. Als die Reihe an Fresken kommt, versagt dieser völlig; er widerspricht seiner damals zu Protokoll gegebenen Aussagen, relativiert die Anschuldigungen, er wisse nun auch nicht mehr die Namen derer, die er dereinst beschuldigt hatte und macht sich deshalb im Gerichtssaal lächerlich. Auch als Gareis seine Aussage macht, gerät dieser ins Stocken, als die Sprache auf den Briefumschlag mit dem Geheimbefehl, der ihm kurz vor der Demonstration von der Schleswiger Regierung zugesandt wurde, kommt. Er kann nicht erzählen, wie dieser Geheimbefehl lautete. Tredup unterdes, voller Euphorie, Stolz und Glückseeligkeit über das Gelingen seiner sachlichen Texte, sprüht über: er verklickert tagtäglich zuhause die Prozessabläufe haargenau seiner Familie. Er meint, als er mit seiner Frau auf der Straße spaziert, er könne jetzt um eine Gehaltserhöhung bitten, da doch die CHRONIK durch seine Berichte wie warme Semmel verkauft werden. – – –

Am nächsten Verhandlungstag. Gareis, höchst empört über die Berichterstattung der CHRONIK, wirft dem Schreiber Tredup vor, Lügen und Verklärung der Tatsachen veröffentlicht zu haben, da es hieß, „Gareis verweigert Aussage – Wendung im Prozess“. Er beteuert, nicht die Aussage verweigert zu haben, sondern nur seiner Pflicht nachgekommen sei, nicht ohne Absprache mit der Regierung über Inhalte von Geheimbefehlen zu sprechen. Tredup habe somit ein falsches Licht auf ihn geworfen, das rufschädigend ist. Er verlangt vom Gericht, ihn von dem Geschmier eines Außenseiters in Schutz zu nehmen und verlässt den Saal. Tredup erscheint daraufhin bei Gebhardt im Verlegerbüro, wo er sofort entlassen wird, da ihm zu viele Geschichten angelastet werden; erst die mit den verkauften Photos und nun die Art seiner Berichterstattung. Er ist perplex und sehr enttäuscht, da er doch auch mit seiner Frau schon Pläne geschmiedet hatte. Als er wenigstens sein Gehalt einfordert, wird auch das ihm versagt. Traurig zieht er von hinnen. Zuhause angekommen, tröstet seine Frau den fassungslosen. Er verrät ihr erst jetzt, dass er die 1000 Mark damals genommen und versteckt habe. Sie bittet ihn, das Geld sofort auszubuddeln, um dann aus Altholm wegzuziehen. Er solle mit dem Zug zu ihrer Schwester nach Flensburg fahren, dort einige Tage wohnen und im Umlande nach einer kleinen Wohnung suchen. Sie würde dann mit den Kindern nachkommen. – – – In der Nacht erreicht Tredup das Feld, auf dem er einstens die vielen Geldscheine in einer Plastiktüte verbuddelt hatte. Er gräbt und gräbt mit einer kleinen Kinderschaufel, bis er die Geldtüte in seinen Händen hält. Voller Freuden bemerkt er nicht den ihn von hinten anschleichenden Bauern, der die Geschehnisse hatte beobachtet. Der Fremde schlägt Tredup mit einem langen Spaten nieder. Tredup – – er – – – s t i r b t!

Szenenwechsel. Abends in der Turnhalle. Gareis wird erneut zu Gericht geladen, da Antwort vom Regierungspräsidium eingetroffen ist: Gareis dürfe alle Fragen zum Geheimbefehl beantworten. Wieder gerät dieser ins Stocken: er schweigt zunächst, gesteht aber dann sein Unwissen um den Inhalt desselben, da dieser einfach weggekommen ist, ohne ihn gelesen zu haben. Aufruhr. Entsetzen. Der Richter beschuldigt Gareis, er habe seinen Fehler durch Vertagen nur vertuschen wollen. Er habe also sehr wohl bei der ersten Befragung die Antwort verweigert, wie es schon die CHRONIK berichtete. Herr Tredup wurde zu Unrecht von seinem Verleger entlassen. Für Gareis steht es nun schlecht. Als er in sein Bürgermeisterzimmer zurückkehrt, liegt der Umschlag mit dem Geheimbefehl feinstsäuberlich auf seinem Schreibtisch. Er erschrickt, öffnet ihn und liest. Der ach so ins Hochgejubelte ‚Geheimbefehl’ enthält nur bürokratische Unwichtigkeiten. Nun wirft er sich vor, sich so klein gemacht zu haben wegen eines so blöden Wisches, als plötzlich seine Freunde, Parteigenossen, ins Zimmer treten. Sie verlangen von Gareis, dass er umgehend ein Abschiedsgesuch aufsetzt, sein Amt als Bürgermeister ablegt, aus der Regierung austritt und Altholm verlassen soll. Er habe zu viel Schande auf die Partei gebracht. Gareis ist entsetzt und schockiert über die Reden seiner Genossen und kann sie nicht begreifen. Nun fängt er an, sich mit alten Edeltaten, die er während seiner langen Amtszeit vollbracht hat, zu schmücken. Doch dies alle nützt nichts, er soll abtreten, ansonsten wird er aus der Partei ausgeschlossen und seines Amtes zwangsentledigt, und so fände er als erledigter Mann nie wieder Arbeit. – – Gareis, blass und sprachlos, verneint abermals aufs Entschiedenste, bis einer seiner Genossen ihm offenbart, dass er eine Berufung für ihn hätte; eine kleine Zechenstadt an der Ruhr, wo zurzeit alles drunter und drüber geht – eine rechte Aufgabe für einen wie Gareis! Nach kurzer Überlegung setzt er das Abschiedsgesuch auf und unterschreibt. – – –

Das Urteil. Es wird unter anderem angeklagt der Bauernführer Henning wegen Körperverletzung zu drei Wochen Gefängnis, zudem noch einige Bauern wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt – sie bekommen aber nur wenige Tage Haft. Sonst wird niemand angeklagt.

Nachspiel. Altholm steht kurz vor der Wahl. Gareis läuft ein letztes Mal durch seiner Heimat Straßen, um zum Bahnhof zu gelangen, als er aufständiges Gebaren wahrnimmt. Er erkundigt sich darob bei einem Schutzmann, der gesteht, dass die Landbauern wieder demonstrieren gehen – obzwar es die Regierung verboten hat! Gareis seufzt, geht seiner Schritte zum Bahnsteig und wartet. Gegenüber sieht er Frau Tredup mit ihren zwei Kindern stehen, die wohl mit Verlust ihres Mannes, der nie wieder aufgetaucht sein soll, auch der Stadt den Rücken kehren möchte. Aus Gareis’ Zug, der soeben einfährt, entsteigen grölende und pöbelnde junge Bauern und marschieren Richtung Stadt. Gareis – aus dem Zugfenster starrend – ist entsetzt über all die Altholmer und ihre verlogene Gesinnung; er nimmt sich selber nicht aus. Nun schaut er fassungslos auf die Erben der Landvolkbewegung, die mit Hakenkreuzfahnen einen neuen, nicht unbedenklichen Wind einläuten.

Der Zug rollt – – weit weit weg. – – –

E N D E der Quintologie.

Figuren und ihre Darsteller:

Tredup: ERNST JACOBI
Gareis: SIEGFRIED WISCHNEWSKI
Stuff: ARNO ASSMANN
Frerksen: EBERHART FECHNER
Henning: REINHART FIRCHOW
Padberg: HARTMUT RECK
Rohwer: EDGAR BESSEN
Vorsitzender: BENNO HATTESEN
Verteidiger: HEINZ GIESE
Oberstaatsanwalt: WOLFGANG G. GÜNTHER
Pinkus: UWE-JENS PAPE
Frau Tredup: HANNELORE HOGER
Nothmann: HARALD EGGERS
Geyer: WERNER RATHJE
Assessor Mayer: RUDOLF BRAND
Manzow: GERT HAUCKE
Meisel: BENNO HOFFMANN
Wenk: KURT A. JUNG
Piekbusch: FRITZ HOLLENBECK
Assessor Stein: JÖRG FALKENSTEIN
Gebhardt: WOLFGANG KIELING
Heinsius: FRIEDRICH HARTAU
Trautmann: BRUNO VAHL-BERG
Banz: HEINZ LIEVEN
Kaffka: HERBERT SASS
Kalübbe: GOTTFRIED KRAMER
Perduzke: PETER LEHMBROCK