>> Die Geschwister Oppermann <<

 

Eine Inhaltsangabe von Christian Bönisch

 
 Erster Teil
 
Die Erzählung der jüdischen Familiengeschichte der Berliner Geschwister Oppermann beginnt im November 1932. Krisen, Unruhen, politische und wirtschaftliche Turbulenzen, hohe Arbeitslosigkeit und Zukunftsängste bestimmen den Zustand der Deutschen in den frühen 30er Jahren. Die Geschwister Oppermann, die das „Möbelhaus Oppermann“, das der Großvater Immanuel Oppermann in den 1870er Jahren gründete, leiten, treffen sich auf eine wichtige Besprechung im Kontor des Hauses. Aufgrund der schlechten Bilanzen des Familienunternehmen schlägt Martin Oppermann, der auch das Geschäft weitgehend führt, vor, eine AG mit Möbelfabrikant Heinrich Wels zu gründen, mit dessen Vater bereits bis vor zwei Jahrzehnten zusammengearbeitet wurde. Das Verhältnis hatte sich jedoch damals wegen Meinungsdifferenzen aufgelöst. Nun fürchten die anderen Geschwister Oppermanns den guten Ruf als besonderes Familienunternehmen, stimmen aber aus Vernunftsgründen doch endlich zu. – – –   

Berthold, der 17jährige Sohn Martin Oppermanns, Gymnasiast einer liberalen Berliner Schule, soll ein Referat über den „Humanismus und das 20. Jahrhundert“ vorbereiten, als jedoch sein Klassenlehrer verunglückt und dieser durch den Nationalisten Dr. Vogelsang ersetzt wird. Als Berthold dem neuen von seinen Mitschülern als unangenehm eingestuften Klassenlehrer Vogelsang sein Vortragsthema nennt, schlägt dieser ihm ein anderes vor: „Was bedeutet uns heutigen Hermann, der Deutsche?“ – Berthold, erst enttäuscht, willigt widerwillig ein. Seine Schulfreunde machen ihm klar, dass Vogelsang Nazi ist und er ihm mit Sicherheit einen Strick drehen will. – – –

Der Autor Dr. Gustav Oppermann, an einer Lessing-Biographie schreibend, hat einen runden Geburtstag und lädt dazu Verwandte, Bekannte und Freunde ein, die späterhin in politischen hitzigen Debatten geraten. Die meisten fürchten große Gefahr, wenn dieser Herr Hitler an die Macht käme. Sie sind besonders angespannt, zumal am heutigen Sonntag die Wahlen stattfinden. In den Mitternachtsnachrichten des Berliner Rundfunks erfährt man, dass Adolf Hitler 34 Mandate verloren hat; eine Niederlage der Diktatur! – – –

Möbelfabrikant Heinrich Wels trifft auf eine Audienz im Kontor Oppermanns ein, um die Vorschläge bezüglich einer Zusammenarbeit zu besprechen. Wels durchschaut jedoch Oppermanns listigen Beweggründe und dessen Vorteile einer Fusion und dankt empört ab. Der Firmenzusammenschluss in eine AG mit Namen „Deutsche Möbelwerke“ scheitert. So bleibt alles einstweilen, wie es ist: man will warten, bis der aufgebrachte Wels sich beruhigt hat. Indes versucht der junge Berthold, Informationen über den sogenannten Hermann, den Deutschen, zusammenzutragen und befragt dazu all seine Verwandte und Freunde, die ihm raten, den Mythos dieses Nationalhelden nicht zu verunglimpfen, zumal sein neuer Klassenlehrer doch als Nazi gelten soll. Während des Referates vor der Klasse werden die Augen Vogelsangs immer größer und starrer vor Empörung, dieweil Berthold die Schlacht im Teutoburger Walde als bedeutungslos hinstellt und das kränkt den nationalsozialistischen Vogelsang zutiefst. Dieser unterbricht den Vortrag abrupt und erwartet von Berthold eine Entschuldigung, doch der schuldunbewusste Berthold weigert sich, sich für seine Meinung entschuldigen zu müssen. – – –

Der Schuldirektor ist insgeheim gegen den schleimigen, widerwärtigen Dr. Vogelsang und seiner politischen Haltung, darf sich aber, sollte Hitler an die Macht kommen, keinen Fehl erlauben. Er klagt abends zuhause seiner Frau: „Goethe hat gesagt: Das Menschenpack fürchtet sich vor nichts mehr als dem Verstand. Vor der Dummheit sollten sie sich fürchten, wenn sie begriffen, was fürchterlich ist!“ –

Schuldirektor Francois bittet seinen alten Freund Gustav Oppermann, dem Oheim Bertholds, auf den Schüler einzureden, dass er sich bei Vogelsang entschuldigen solle. Gustav jedoch meint, dass wer nun Hermann, der Cherusker, war und was seine Taten betrifft doch keine Streitfrage sei. Berthold habe seinen eigenen Kopf, er könne ihn nicht bereden. – – –

Ende Januar 1933: Hitler wird nun Reichskanzler. Auf den Straßen Berlins gibt es Aufmärsche der NSDAP. Eine unheilvolle beängstigende Stimmung zieht allenthalben ein.

Ende erster Teil.

 
 Zweiter Teil
 
Im Kontor. Außer dem Arzt Dr. Edgar Oppermann kommen alle Geschwister zusammen. Mittlerweile regiert Hitler, weshalb der Name „Oppermann“ aus der Firmenbezeichnung verschwinden soll und mindestens 51% in nichtjüdische Hände überführt worden sein muss. Allen leuchtet dies ein, sodass Möbelunternehmer Wels erneut wegen einer Firmenfusion kontaktiert werden soll. Allein dem Autor Dr. Gustav Oppermann, der Familientradition herzlich anhängend, passt das alles nicht; was sei das für eine Schwarzmalerei, was kann schon passieren? – Ihm wird endlich aber doch zugeredet, sodass alle sich einig sind. – –

Im Städtischen Krankenhaus. Der Arzt Dr. Edgar Oppermann wird von einer Krankenschwester in ein Krankenzimmer geholt, sintemal sie es nicht vermochte, einem Bettlägerigen das Rauchen zu unterbinden. Der Arzt wird von dem Raucher beschimpft und beleidigt, sodann heben die Bettnachbarn auch an: „Juden raus“ Juden raus! – –“ Der demütigende Krankenchor verstummt erst, als der Chefarzt hereinkommt. Dieser schmeißt den gerade noch vorlauten provozierenden Raucher hinaus und bekommt Hausverbot! Edgar Oppermann ist entsetzt, wie sehr die neue Politik die Menschen hat aufgehetzt, antisemitisch zu werden. Er überlegt, ob er dagegen Klage einreicht oder das Handtuch als Arzt gleich hinwerfen soll, so wie die Dinge sich entwickeln. – – –

Beim Autor Gustav Oppermann. Professor Mühleim, ein guter Freund Oppermanns, präsentiert Gustav einen Zeitungsartikel, in dem sein Name aufgetaucht sei unter einem Manifest gegen den Nationalsozialismus. Daraus sähen die Zeitungsschreiber eine jüdisch-kommunistische Provokation. Wenn das weiter durch die neue Nazi-Presse gedreht würde, wäre der Name Oppermann in Gefahr! Gustav sieht das nicht ein; nur weil ein Verrückter regiere, lässt er nicht beirren. Vielmehr träumt er von einem Deutschland im Sinne von Lessing, Kant, Einstein und Freud und will gegen die jetzige Barbarei streiten. Mühlheim findet die Einstellung seines Freundes naiv und verträumt. – – –

Kontor Möbelhaus. In der Zeitung „Der Angriff“ wurde ein Artikel veröffentlicht, in der von einer Geldspende des Möbelhauses Oppermann geschrieben wird. Die „Schriftführer“ haben die Tatsachen jedoch verdreht: Es wurde nicht dem roten, sondern dem jüdischen Sportverein gespendet, und statt 10.000 Mark wird nur von 1000 Mark geschrieben. Martin Oppermann möchte am liebsten diese Fälschung dementieren und dem Staatsanwalt vorlegen, kommt aber wegen Mühlheims Abraten davon ab. – –

Martin Oppermann wird genötigt, in Wels’ Möbelhaus vorzusprechen. Widerwillig sieht er ein, dass dies die letzte Chance sei, über die notwendige Fusion zu sprechen. Provozierend lässt Wels den erschienenen Oppermann eine halbe Stunde auf einem Sperrsitz warten, ehe er ihn zu sich ins Bureau rufen lässt. Wels trägt nun Braunhemd mit Hakenkreuz und schüchtert Oppermann in seinem Gesuchvortragen um die Fusion sehr ein. „Fusion? – Ich werde euch schlucken!“, ist Wels’ Devise. Selbst der letzte Wunsch Oppermanns, das alteingesessene Stammhaus privat weiterführen zu dürfen, wird ihm barsch abgelehnt. – –

Nachts drei Uhr. Der Autor Gustav Oppermann wird von seinem Freund Professor Mühlheim heimgesucht. Dieser offenbart ihm, er wäre wegen seiner antibarbarischen Schriften gefährdet und solle umgehend für einige Wochen ins Ausland flüchten, bis diese neuen antisemitischen Machenschaften wieder vorüber wären. Unverständnisvoll folgt Oppermann seines Freundes Rat und lässt sich tags drauf ganz frühe zum Bahnhof geleiten, wo sie sich verabschieden. Indes hat ein Nazi-Trupp Gustavs Haus auf den Kopf gestellt, all seine tausende Bücher aus den Wandregalen genommen, die Möbel umgeworfen und ein wahres Trauerbild hinterlassen. – – –

Im Hause Schuldirektors Francois. Die besorgte Ehefrau präsentiert ihrem Manne einen Artikel der heutigen Zeitung mit der Überschrift: „Die Zustände am Königin-Luise-Gymnasium – Eine Züchtungsanstalt von Landesverrätern“; darunter eine Photographie des Schülers Berthold Oppermann. Sie ist empört und wittert Gefahr für die ganze Familie, wenn ihr Mann als Direktor nichts unternimmt und fordert, dieser Berthold solle sich umgehend entschuldigen für sein Referat über Hermann, den Cherusker, ehe die Schule zum Gespött oder ihr Mann suspendiert wird. Dieser bleibt besonnen, möchte seiner Frau jedoch folgen.

Der neue Nazi-Lehrer Vogelsang fordert eine Abbitte Berthold Oppermanns coram publico in der Aula, widrigenfalls würde er relegiert werden. Francois fällt es schwer, dies seinem Lieblingsschüler beizubringen. Er stellt ihn, wenn auch äußerst ungerne, vor die Alternative: Widerruf des Referats oder Relegation. Berthold Oppermann ist entsetzt: Wie sollte er denn die Wahrheit widerrufen? Er hätte doch nichts Falsches vorgetragen. – – So trottet er überlegend zu Bekannte und Verwandte und bittet diese um einen Rat, was er denn nur tun solle, aber er kommt nicht zu einem befriedigenden Entschluss, zieht sich gänzlich zurück und grübelt und liest. Nachts in seinem Zimmer zückt er das Kleist-Buch „Michael Kohlhaas“ und schreibt daraus: „Lieber ein Hund sein, wenn ich von Füßen getreten werden soll, als ein Mensch“, fügt noch hinzu: „Es ist nichts zu erklären, nichts hinzuzufügen, nichts wegzunehmen. Dein Ja sei Ja, Dein Nein sei Nein!“, legt diesen Zettel auf seinen Tisch, nimmt eine Überdosis Schlaftabletten und – – stirbt.

Als am Montagmorgen in der Aula alle versammelt sind um Bertholds Widerruf zu lauschen, erscheint dieser nicht. Direktor Francois wird von dem aufgebrachten Pedell herausgebeten, um die Schreckensnachricht verkündet zu bekommen. ­– – –

Nachdem sein Vater Martin Oppermann sieben Tage – nach jüdischen Brauch – rituell trauerte, hat er sich verändert; seine Frau meint, er gleicht jetzt seinem Schwager, dem immerweisen Jaques Lavendel, der stets alle Demütigungen hinnimmt und um jede Kleinigkeit kämpft. Diese Demütigungen in Form antisemitischer Parolen, wie „Deutsche! Kauft nicht bei Juden!“ muss Martin zunehmend erfahren, insbesondere vor seinem Geschäft, an dem die Nazi grölend vorstehen. – – –

Im Krankenhaus. Dr. Edgar Oppermann hat soeben operiert, als plötzlich ein Nazi-Trupp hereinmarschiert, um den jüdischen Arzt sofort von seiner Arbeit zu entlassen und mitzunehmen. Geschockt lässt er sich verhaften . . .

Möbelhaus Oppermann. Martin Oppermann hat vier Juden, die Wels aus seinem Betrieb entlassen hat, als neue Verkäufer bei sich eingestellt. Ein Nazi-Abgesandter, den Oppermann noch von „früher“ kennt, teilt ihm den Befehl aus, er solle die Anstellungen der jüdischen Verkäufer sofort rückgängig machen. – – Nachts darauf wird Martin von zwei Soldaten aus seinem Schlafzimmer abgeholt und zu einer zentralen Judensammelstelle in ein umfunktioniertes Stadthaus gebracht, wo ihm vorgeworfen wird, er hätte sich Anordnungen der Regierung widersetzt. Er wird, nachdem er sich halb entkleiden musste, mit anderen Juden in einen Raum gepfercht, an die Wand zum Stillstehen geheißen und durch Schläge gedemütigt. Völlig entkräftet und verbittert darf er danach gehen. Er schwankt und torkelt die Berliner Straßen zu seinem Geschäft hin, setzt sich auf seine schmutzige Treppe und muss mit ansehen, wie die großen Lettern OPPERMANN demontiert werden. Er ist am – Ende!

Inzwischen hat sich der nationalsozialistische Wels an Oppermanns gewaltigen Schreibtisch im Kontor gesetzt und bestaunt sein neues nobles „Eigentum“.

Ende des zweiten Teils. ENDE

 

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