Bruno Kastner |
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* 3. Januar 1890 in Forst in der Lausitz [1] + 30. Juni 1932 in Bad Kreuznach [2] Bruno Kastner war in erster Ehe von 1921-23 mit Ida Wüst und in zweiter Ehe ab 1926 mit Lisl Tirsch verheiratet. |
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Biographie | |
Richard Otto Bruno Kastner [3]
zählte in den 1910er und 1920er Jahren zu den beliebtesten
deutschen Stummfilm-Schauspielern. Ab dem Jahr 1921 war er mit der
Schauspielerin Ida Wüst verheiratet. Die Ehe wurde im Jahr 1923
geschieden. [4] 1924
erlitt er in Lugano in der Schweiz einen verhängnisvollen
Motorradunfall. Er fuhr auf dem Sozius des Motorrades des Kamermanns
Curt Courant mit, während ein Junge mit seinem Fahrrad vor das
Motorrad gefallen ist. Um ihn nicht zu überfahren, musste Courant
ausweichen, sodass Kastner mit gespreizten Beinen gegen einen Baum
geschleudert und mit schwersten Unterleibsverletzungen stark
ausgeblutet ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Nachdem er Monatelang
im Krankenhaus lag, wurde er von Friedrich-Leopold von Preußen
aus Barmherzigkeit aufgenommen. Kastner war anschließend mittellos, was auch daran lag, dass die Versicherung aufgrund versäumter Zahlungen sich den Fall nicht angenommen hat. Wie seine Witwe Lisl Tirsch-Kastner in einem Brief geschrieben hat, ist er "niemals von den Folgen dieses Unfalls genesen, im Gegenteil". Sie lernte Kastner während den Proben zur Revue "Welt ohne Schleier" im Jahr 1924 als Kollegen kennen. Nach einigen Monaten erlitt Kastner in der Untergrundbahn während der Anweisenheit von Lisl Tirsch einen Schwächeanfall. Mit Hilfe von Passanten konnte sie ihn in die "Komische Oper" bringen und lies einen Arzt holen. Weiter schreibt sie "Dieser bat mich, ihm behilflich zu sein, Kastner von den vielen Bandagen zu befreien. Da sah ich, was für ein armes Menschenkind dieser auf der Bühne so strahlende, gut aussehende Mann war. Von dieser Zeit an klammerte sich Kastner an mich". Im Jahr 1925 heirateten Liesl Tirsch und Bruno Kastner. Sowohl die Ehe als auch Kastners Karriere waren weiterhin von seinen körperlichen Leiden belastet. Erschwerend hinzu kam ein Gehörfehler, den er seit seiner Kindheit hatte, der sich aber durch den Unfall noch weiter verschlimmerte. Trotzdem schaffte er es weitere Filme zu drehen. Die Öffentlichkeit wurde über sein Leiden nicht informiert. Im Juni 1932 nahm er sich in Bad Kreuznach das Leben. Kurz vorher verfasste er einen letzten Brief an seine Frau, der sowohl als Hilferuf als auch als Ankündigung seines bevorstehenden Selbstmordes verstanden werden kann. [5] Die Nachrufe zu Bruno Kastner fielen meist kurz aus, stattdessen wurde sein Tod skandalisiert und in manchen Fällen wurde seine Frau negativ in die Berichterstattung mit einbezogen. Obwohl sie ihren eigenen Aussagen nach viele Jahre lang eine wichtige Stütze für Kastner war und ihn die Mittel und auch die Kraft zum Weiterleben gegeben hat. In den nachfolgenden Jahren gab es zwischen Kastners ersten Ehefrau Ida Wüst und seiner Witwe Lisl Tirsch-Kastner einen Rechtsstreit, nachdem Wüst im "Herold" einen Artikel geschrieben hat, der kein gutes Licht auf Kastners Witwe geworfen hat. Wie Tirsch-Kastner in ihren Briefen später geschreben hat, verfasste sie als Reaktion auf den Artikel in der "Tribüne" einen eigenen Text. Jedoch wurde die dafür vorgesehene Ausgabe nie veröffentlicht, weil in der Nacht zuvor SA-Leute in die Redaktion eingedrungen sind (Laut Tirsch-Kastner unter der Führung des Bruders von Ida Wüst) und sämtliche Exemplare dieser Ausgabe vernichteten, außerdem wurde der Redakteur niedergeschlagen. Kastners Gedenken war seitdem stets mit dem Karriereknick verbunden, den man mit dem Aufkomen der Tonfilm-Ära und angeblichen Sprachfehlern Kastners in Verbindung gebracht hatte. Auch sein Selbstmord wurde immer wieder mit dem Niedergang seiner Karriere begründet. Seine Witwe war noch viele Jahre bemüht das Andenken ihres Mannes zu korrigieren und wurde nicht müde zu erklären, dass Kastners körperliches Leiden der Grund für den Karriereknick und letzten Endes auch für den Suizid war. Weil seine Witwe in der Regel erst auf die Artikel reagieren konnte, nachdem sie veröffentlicht wurden, blieb eine Klarstellung meist aus. So schreibt der Autor und Stern-Redakteur Hans Nogly am 14. Januar 1954 an Lisl Tirsch-Kastner: "Es tut mir leid, dass wir auf Grund des uns vorliegenden, aus Film-Archiven stammenden Materials zu dem Schluss kommen mussten, dass Ihr Gatte Bruno Kastner aus den von uns angegeben Gründen aus dem Leben schied. Wie Sie selbst schreiben, war die Tragik des Endes von Bruno Kastner nur Ihnen und einigen wenigen Artzfreunden bekannt, so dass es verzeihlich erscheint, wenn wir uns an das uns zugängliche Unterlagenmaterial gehalten haben." |
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Filmographie (Auswahl) | |
1930 | Tingel-Tangel |
1928 | Luther - Ein Film der deutschen Reformation |
1927 | Der Orlow |
1926 | Wien - Berlin |
1924 | Colibri |
1920 | Verbotene Liebe |
1919 | Eines Mannes Wort |
1919 | Nur ein Diener |
1918 | Die Buchhalterin |
1917 | Das Gewissen des Andern |
1917 | Das Legat |
1917 | Das Erbe von Het Steen |
1916 | Artur Imhoff |
1914 | Die Tochter der Landstraße |
1914 | Engelein |
Nachlässe, Sammlungen und weiterführendes Material | |
Archiv Sebastian Kuboth - Teilnachlass von Bruno Kastner und seiner Frau Lisl Tirsch-Kastner Universitätsbibliothek Leipzig - 2 Briefe von Bruno Kastner an Hans Reimann von 1920 und 1921 |
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Verweise | |
www.tv-kult.com/forum - Diskussion
zu Bruno Kastner www.geschriebene-geschichte.de - Text seines letzten Briefes im Jahr 1932 |
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Quellen | |
[1] Archiv Sebastian Kuboth / Teilnachlass Bruno Kastner /
Geburtsurkunde & Staatsangehörigkeitsausweis von Bruno Kastner [2] Archiv Sebastian Kuboth / Teilnachlass Bruno Kastner / Todesschein der Stadt Bad Kreuznach vom 12. Juli 1932 [3] Archiv Sebastian Kuboth / Teilnachlass Bruno Kastner / Bescheinigung der Eheschließung vom 9. Mai 1925 [4] Archiv Sebastian Kuboth / Teilnachlass Lisl Tirsch-Kastner / Brief des Anwaltes Dr. Schindler an die Denazifizierungs-Kommission [5] Archiv Sebastian Kuboth / Teilnachlass Lisl Tirsch-Kastner / Text seines letzten Briefes Biographie geschrieben von Sebastian Kuboth. Die Informationen aus der Biographie stammen aus den Unterlagen des Nachlasses von Bruno Kastner und Lisl-Tirsch-Kastner. Ausnahme: Eheschließungsjahr mit Ida Wüst (Wikipedia) |