Herr Scheitz, Sie
haben mir erzählt, dass Sie seit Jahren unter
Drogen gesetzt
wurden und dass Sie erst jetzt erfahren haben, um wen es sich dabei
gehandelt hat. Können Sie dazu etwas erzählen?
Nur in der letzten
Probe oder in einer
der letzten Proben konnte ich genau feststellen, wer dahinter steht.
Das ist ein Zigeuner, der das ganze managt.
Ist das eine
Gruppe von Leuten? Eine Bande?
Es scheint, dass es eine
Mafia-Angelegenheit ist.
Wie kommen Sie zu der Vermutung?
Es ist nicht nur die
Sache von mir, es
sind noch zwei weitere Sachen, über die ich aber nicht sprechen
möchte. Einmal von einem jungen Mann, der unter
Drogeneinfluß
stand. Er hat mir gesagt – und ich
höre das auch
von anderer Seite
-, dass er seit Monaten keine Drogen mehr genommen hat. Und das ist
hundertprozentig glaubhaft.
Sie haben mir erzählt, dass Sie
diverse Untersuchungen durchgeführt haben. Sie waren im
Klinikum an
der Isar...?
Ja, im Klinikum Rechts der Isar.
Wie
waren da die Ergebnisse von den Untersuchungen?
Ich bin im Gesamten
untersucht worden:
Herz, Leber, Nieren und andere Organe sind hundertprozentig
einwandfrei. Mein Blutspiegel wurde vorige Woche am Freitag gemessen.
Ich habe nur 90, der Durchschnitt ist 120. Was Zucker anbelangt bin
ich anstelle von 120 nur bei 90. Dann ist das Herz untersucht worden:
Ein Elektrokardiogramm. Ich habe es selbst gesehen: Vollkommen
regelmäßig! Ohne Abweichung!
Ihr Herz ist also
gesund?
Vollkommen
gesund!
Gesundheitliche
Probleme wurden keine
gefunden?
Nur im
Magen-Darm-Kanal. Der
Verdauungstrakt ist gestört, in seiner Funktion. Im Magen und
im
Darm. Es ist nur im Rektum eine leichte Rötung. Der Arzt hat
mir
gesagt, er bringt mich wieder hin. Ich habe eine besondere
Darm-Therapie, außerdem habe ich Tabletten für
Vitamine, Mineralien
und Spurenelementen. Außerdem für den Magen eine
besondere Sache –
ich nehme sie immer Nachts vor dem Schlafengehen ein. Da legt sich
dann ein Film an die Magenschleimhaut und schützt sozusagen
die
Magenschleimhaut.
Zu den Leuten, die
für die Sache mit
den Drogen verantwortlich zu machen sind: Gehört da auch der
Geheimdienst dazu? Es ist ja bekannt, dass Sie nicht in die
östlichen
Länder reisen dürfen....
Ich reise selbst nicht von mir aus
in die östlichen Länder, wegen eines
militärischen Patentes. Ich
wurde nach dem Krieg schon aufgefordert – nämlich
von einem
Kommunisten, der zwar im Dritten Reich aktiv war, er muss sich da
nicht günstig gezeigt haben, sodass er nach dem Zweiten
Weltkrieg
von allen Sachen abgelehnt wurde. Er scheint mit dem russischen
Geheimdienst irgendwie unter einer Decke zu sein. Ich hab damals
sofort abgelehnt. Er hat mir gesagt, dass ich jederzeit in die DDR
und in die Sowjetunion kann. Ich brauche nur sagen, wann ich weg
will. Dann habe ich gesagt: „Das wünsche ich ja gar
nicht!“.
Da war er betroffen.
Sie meinen, dass Sie dort
festgehalten werden würden, wenn Sie rüber fahren?
Ja, die
würden mich nicht mehr los lassen. Die wissen, dass ich schon
auf
ein militärisches Patent hingearbeitet habe und das habe ich
dann
später in einer erweiterten und ganz anderen Form, wie ich es
als
erstes Patent angemeldet habe, weiter durchgeführt.
Sind die Leute, die
für Ihre
körperlichen Beschwerden verantwortlich zu machen sind, die
Gleichen, wie die Leute vom Geheimdienst?
Es scheint, dass die
alle vereinbart arbeiten.
Sie haben Ihr
militärisches Patent
erwähnt. An anderer Stelle haben Sie einmal von einem Patent
bzgl.
einer Rakete gesprochen, hat das damit zu tun?
Ja, ich habe bei
dieser Rakete etwas
vollkommen Neues entwickeln können. Und zwar mittels
Treibminen, um
die Rakete beim Start auf eine riesige Geschwindigkeit zu bekommen.
Denn die Startgeschwindigkeit ist das Wichtigste. Wenn die schon
stark ist und groß ist, dann ist die Fortführung der
Rakete mit von
mir sogar neuen Mitteln
derart gewährleistet, dass sie mühelos
in riesige Weiten
gebracht werden kann. Und zwar in kürzester Zeit.
Jetzt sind wir bei
Ihren
wissenschaftlichen Arbeiten: Was ist
„Feilgau“?
Hier
habe ich vorallem auf dem Gesamtgebiet der Physik
einschließlich der
wissenschaftlichen höheren Chemie, die ja physikalisch
fundiert ist,
und der Astronomie gearbeitet.
Sie haben einmal geäußert:
Feilgau ist der Schlüssel zum Universalgesetz,
der alle bisherigen
Theorien als falsch
bezeichnet.
Ja. Die derzeitigen
Theorien,
die vom
Abstrakten geführt werden, sind nutzlos.
Schopenhauer hat
schon gesagt über die Abstrakten: Am Ende haben sie nur noch
leere
Strohhülsen in der Hand. Und das ist noch sehr
günstig ausgedrückt.
Außerdem hat Kant vor dem Abstrakten gewarnt: Nur das
Konkrete hat
wirklichen Boden, auf dem man bauen kann.
In welcher Verbindung steht das mit
„Feilgau“?
Das ist von Werner Herzog nicht ganz recht
verstanden worden. Den Begriff Feilgau hat Pfitzner verwendet. Er hat
eine Schrift abgefasst über die 6. Symphonie von Beethoven. Da
ist
eine Szene „Gewitter und Sturm“ und ich habe unter
Pfitzner
selbst diese Symphonie
gehört. Wenn man die hört unter ihm, dann ist gerade
bei „Gewitter
und Sturm“ die Sache so, dass man wirklich innerlich vor
Augen hat,
wie Gewitter und Sturm vor sich gehen. Und nun sind da auch bei
Gewitter und Sturm Blitze. Diese Farbe davon hat Pfitzner als Feilgau
bezeichnet. Und das dürfte richtiger sein im Gegensatz zu
Newtons
Ansicht der das farbige Licht als „Grün“
bezeichnet hat. Und das
ist von ihm falsch.
Pfitzner hat das,
was Newton als „Grün“
bezeichnet hat, als „Feilgau“
bezeichnet. Dies trifft besser zu, denn diese Farbe ist ja spektral
und nicht für das sichtbare Auge das
„Grün“. Dieses ist ja eine
Mischfarbe von „Grün“ und
„Blau“ und ergibt dieses
Blattgrün, das ist das echte Grün! Die Bezeichnung
„Grün“ für
diese Art der Spektralfarbe, die ja nur vom Licht aus sein kann und
die eben bei Blitzen besonders stark ist, die hat mit
„Grün“
überhaupt nichts zu tun. Ich werde darüber eigens
schreiben. Und
Schopenhauer hat die Farbenlehre von Newton als
„Monstrum“
bezeichnet und sie als falsch angesehen. Außerdem kenne ich
ja die
Goethische
Farbenlehre sehr eingehend. Hier hat Schopenhauer gemeint,
es
müssen sich Phsyiker zusammentun um die goethische Farbenlehre
genau
zu untersuchen, damit sie anerkannt ist. Nun habe ich aber hier den
Einwand, dass die Physiker nicht Mediziner sind. Goethe, der auch
medizinische Studien betrieben hat, ist nicht nur physikalisch an
seine Farbenlehre herangegangen, sondern auch physiologisch und
psychologisch. Und das macht seine Farbenlehre erst groß. Die
newtonsche Farbenlehre ist unbedeutend. Wilhelm Ostwald wird die
sogenannte physikalische Chemie zugeschrieben. Aber die physikalische
Chemie hat ihre Anfänge bei den alten Griechen.
Sie haben gerade
erwähnt, dass Sie mit
den Problemen, die mit „Feilgau“
zusammenhängen, eine Schrift
veröffentlichen wollen...
Ich
werde in einer Schrift darüber schreiben.
Sie haben bereits
1934 eine Schrift mit
dem Titel „Raum und Zeit“ heraus gebracht.
Darin habe ich darüber aber nichts
geschrieben,
sondern nur über
die Grundlagen
der Physik allgemein. Die ersten Überlegungen dazu gehen bis
in mein
dreizehntes Lebensjahr hinein. Ich werde auch darüber in einer
Schrift ausführlich Bericht erstatten.
Herr Scheitz, Sie
glauben nicht, dass es jemals eine Atombombe gegeben hat....?
Nein,
das glaube ich nicht.
...und Sie glauben nicht, dass es
jemals eine Mondlandung gegeben hat?
Auch das glaube ich
nicht.
Warum?
Einmal hat jeder
Weltkörper eine riesenhafte Geschwindigkeit. Und die Bahnen
eines
Weltkörpers sind nicht etwa beispielsweise beim Mond
spiralartig,
sondern in langgezogenen Wellenbahnen. Das lässt sich beim
Mond
schon bei der Umkreisung um die Erde im Laufe eines Jahres schnell
rechnerisch feststellen. Ich weiß nicht, ob ich das kurz
ausführen
soll.
Es würde etwas aus dem Rahmen gehen.
Warum glauben Sie nicht,
dass es die Mondlandung nicht gegeben hat?
Weil die
Geschwindigkeit jeden
Weltkörpers enorm ist. Abstrakte Phsyiker, so habe ich in der
Presse
einmal gelesen, geben für die Sonnengeschwindigkeit
rund 200
Sekundenkilometer an. So hoch schätze ich sie gar nicht ein,
aber
sie dürften sich mindestens auf 100 Kilometer belaufen.
Es gibt doch
Fernsehaufnahmen und Fotos
von der Mondlandung. Meinen Sie, dass die gefälscht sind?
Das
belegt gar nichts. Denn Sie müssen bedenken, dass bei dieser
Geschwindigkeit, die ja bei einer Rakete, die mit Lebewesen von der
Erde weggeschickt werden soll, dass diese Rakete die Geschwindigkeit
beibehalten muss. Die geringste Differenz in der Geschwindigkeit
macht, dass die Rakete sofort im Weltraum irgendwo hinfliegt und nie
mehr auf die Erde zurück kommt. Das sind die ersten
grundlegenden
Bedenken. Sie müssen sich vorstellen, bei einer
Geschwindigkeit von
100 Sekundenkilometern, die beibehalten werden muss, besteht ein
Risiko ohne gleichen.
Sie glauben also
daran, dass die Fotos
Fälschungen sind?
Es geht von einer gewissen Gruppe in
Amerika aus,
die will ich nicht benennen. Diese Gruppe ist
maßgeblich für
die UdSSR, der Sowjetunion. Und von da aus, von dieser kleinen Gruppe
– nur von dieser kleinen Gruppe – wird die
Sowjetunion geleitet
und geführt.
Woher wissen Sie von dieser Gruppe?
Da habe ich eine
Schrift von einem
amerikanischen Geschichtswissenschaftler gelesen. Er berichtet
über
diese Gruppe, die ich nicht benennen will. Denn man muss auch
einigermaßen... etwas zurückhaltend sein.
Sie beschäftigen
sich mit vielen Dingen. Was ist Ihr eigentlicher Beruf?
Mein
Grundberuf ist zunächst die Musik, die ich
gründlichst betrieben
habe.
Sie waren auch Pianist?
Ja und ich werde wieder
pianistisch vorgehen.
Sie werden Konzerte geben?
Ja,
aber nicht mehr die nächsten Abende in München,
sondern wo anders.
Im Ausland. Dann habe ich eben seit meinem 13. Lebensjahr die Physik
selbstständig betrieben und zwar in Bezug auf Erscheinungen.
Vor
allem habe ich mich seit meinem 13. Lebensjahr gegen Newton
einstellen müssen. Einmal ist weder die Gravitation von ihm,
noch
die Mechanik. Man spricht aber von der Newtonschen
Mechanik und der Gravitation. Das stimmt ja gar
nicht. Bei
Schopenhauer habe ich nach dem 2. Weltkrieg gelesen, dass die
Gravitation von Robert Hooke ist, nicht von Newton. Und die Mechanik
ist zunächst von Kopernikus. Und dann hat Kepler mit genauen
Messungen die ursprünglich von Kopernikus als Kreisbahn
bezeichnete
Bewegung der Erde um die Sonne – und aller übrigen
Weltkörper –
in eine Ellipse bringen können.
Kann man Sie also auch als
Naturwissenschaftler bezeichnen?
Ja und
zwar von Grund auf durch
eigene Arbeiten. Ich habe eigene Erkenntnisse auf diesem Gebiet
und zwar in umfangreicher Weise mit
zur
Darstellung bringen können. Und darüber habe ich auch
in der
Broschüre geschrieben.
Dann sind Sie
zusätzlich noch
Schauspieler?
Das hat sich irgendwie von selbst ergeben. Denn
ich habe mit 22 Jahren schon beim Stummfilm so kleine Rollen
gespielt. In „Der Regattafürst“, dann in
einem russischen Film.
Da hätte ich ursprünglich eine Musik schreiben
sollen. Das war 1922
und da hat die Inflation begonnen. Man hat mir eine kleine Rolle als
junger Edelmann gegeben, damit ich in das Milieu des Filmes hinein
wachse. Und dann ist das Geld zusehends immer geringer geworden.
Dann hatten sie mir sagen müssen, sie haben kein Geld mehr, um
auch
noch die Musik bezahlen zu können, weil die beginnende
Inflation
ihre geldlichen Mittel finanziell verringert hat.
Haben Sie Ihr ganzes
Leben permanent
bei Filmen mitgearbeitet?
Nein, Anfang der 20er
Jahre war es nur
ganz kurz und dann habe ich mich davon wieder entfernt. Es ist auch
damals nicht das bezahlt worden, was heute bezahlt wird.
Sie sind dann erst
wieder jetzt in den
70er Jahren dazu gekommen?
Seit gut 4 Jahren, gut 4 1/2
Jahren.
Die erste Filmarbeit war mit Werner
Herzog? Das war der „Kaspar Hauser“.
Mit Herzog, ja. Ich
hatte vorher nur ganz kleine Sachen gedreht, die unbedeutend sind.
[Das Band ist zu
Ende. Das Interview
wird in einem zweiten Teil fortgeführt.]
Im Jahr 1974 haben
Sie wieder damit
angefangen, Filme zu machen. Mit Werner Herzog und auch Theater.
Theater war an den Kammerspielen, wie sind Sie zu den Kammerspielen
gekommen?
Durch den Künstlerdienst. Ich habe vor Jahren mit
Herrn Schmitz vom Künstlerdienst gesprochen, der mich dann
empfohlen
hat.
Seit wann sind Sie in der Kartei des
Künstlerdienstes?
Das dürfte rund fünf Jahre sein. Genau
kann ich es nicht sagen.
Eines Tages sind Sie dann angerufen
worden und Sie hatten ein kleines Engagement an den Kammerspielen.
Ja.
Das war
„Die heilige Johanna der
Schlachthöfe“,
Regie hat Benno
Besson gemacht.
Sie haben einen Armen gespielt. Danach kam „Arzt am
Scheideweg“,
da waren Sie bei den Galeriebesuchern dabei. Das war eine kleinere
Sache...
Wir haben auch einen Flug nach Berlin gemacht, nach
West-Berlin.
Ein Gastspiel mit „Arzt am Scheideweg“?
Ja. Ich bin mitgeflogen, weil ich
bei dieser Gruppe der Gäste dabei war. Ich war immer der Erste
gewesen, der heraus gegangen ist. In dem Raum, in dem die
Gemälde
des Malers, der verstarb, ausgehängt waren. Es war eine
Gemäldegalerie. Die haben wir bewundert.
Dann kam die „Minna
von Barnhelm“. Da haben Sie einen Hausdiener gespielt und das
haben
Sie sehr schön gemacht. Ich glaube Sie haben eine
Suppenschüssel
herein getragen.
Das haben wir wieder in Berlin aufgeführt,
mit einem Erfolg, den Sie sich kaum vorstellen können.
Mit
der Inszenierung sollte es auch ein Gastspiel in Moskau geben und da
sind Sie nicht mitgegangen.
Da bin ich nicht mit, ja.
Aus
den vorhin erwähnten Gründen.
Ja.
„Germania – Tod in
Berlin“, da spielten Sie Friedrich II. als Vampir geschminkt.
Das
ist ein unvergesslicher Auftritt. Hat Ihnen das Spaß
gemacht?
Freilich bin ich nicht mit der Rolle aus historsichen
Gründen einverstanden, aber wie sie zu lösen ist, das
ist ganz
entschieden sehr interessant. Ich habe da auch ein Spinett mit einen
Geiger und einen Schlagzeuger den Anfang des Brandenburgischen
Konzertes von Bach gespielt.
Danach kam Mittsommernachtstraum.
Da haben Sie zusammen mit Rosl Mayr einer der Elfen gespielt. Zur
Zeit proben Sie mit Botho Strauß „Groß
und Klein“, da spielen
Sie wieder zusammen mit Rosl Mayr „der Alte“ und
„die Alte“.
Das ist dir dritte Inszenierung, die Sie zusammen mit Dieter Dorn
machen. Können Sie etwas über ihn erzählen?
Wie arbeitet er mit
Ihnen?
Mit Dieter Dorn ist es fabelhaft zu arbeiten. Es sind
oft Dinge da, die man schwer in Worte kleiden kann. Und gerade die
Art wie Dieter Dorn inszeniert, gehört eben dazu. Er macht das
nicht
mit vielen Reden, aber was er spricht, das hat Grundlage! Man
weiß
auch, wie man dann zu spielen hat.
Wird auch viel ausprobiert oder
geändert?
Bei dieser Rolle wird gar nicht viel geändert.
Sie
haben auch viel Text zu sprechen. Macht Ihnen das
Schwierigkeiten?
Überhaupt keine. Ich habe schon in jungen
Jahren das Rezitieren begonnen, nachdem ich Ludwig Wüllner mit
ungefähr 15 Jahren als Rezitator gesehen habe. Er hat mich
derart
begeistert, dass ich sofort Gedichte und Balladen von Goethe,
Schiller, Uhland
rezitiert habe.
Wo
haben Sie das gemacht?
Zu Hause. Zunächst ganz allein. Ab und
zu im Freundeskreis.
Haben Sie es auch Ihrer Frau
vorgeführt?
Erst später. Das ist über sieben Jahre
später
gewesen. Aber ich hatte viele Bekannte. Denen habe ich immer, wenn
ich eine
Einladung hatte, das ein oder andere rezitiert.
Machen
Sie lieber Filmarbeit oder die Arbeit am Theater?
Das Theater
hat natürlich den großen Vorteil, dass man eine
Rolle nach
durchgeführten Proben beherrscht. Die läuft. Beim
Film ist es ganz
grundveschieden. Außerdem steht man hier lebend vor dem
Publikum,
was wieder ein besonderer Reiz ist. Aber ich mache das nicht aus
Ehrgeiz, um mich vor dem Publikum zeigen zu können. Ich mache
es
eben. Es ist Freude dabei. Während beim Film, da wird alles
eben
gefilmt. Anstelle der Proben beim Theater sind da auch andere Proben.
Das geht oft sehr sehr schnell, bis ein Teil einer Rolle auf Film
aufgenommen
ist.
Beim Theater ist es so, dass Sie in München
wohnen und abends ins Theater gehen. Beim Film müssen Sie
reisen.
Obendrein,
ja. Ich habe den ganzen übrigen Tag Zeit,
eigene Arbeiten zu
machen.
Kompositorische Arbeit und wissenschaftliche Arbeit.
1974
bekamen Sie die erste Rolle bei Werner Herzog und haben inzwischen
vier Filme mit ihm gedreht. Wie kamen Sie zu Werner Herzog?
Benedikt Kuby hat mir
gesagt, dass er
im Künstlerdienst ein Bild von mir gesehen hat. Aufgrund
dieses
Bildes hat er mich vorgeschlagen für „Kaspar
Hauser“.
Benedikt Kuby ist
damals der
Regieassistent von Werner Herzog gewesen.
Ja
Sie haben
später bei einem Kurzfilm
mit Benedikt Kuby gedreht.
Ja, „Idola Fori oder können Eselchen lieb sein?“. Der Name
"Idola Fori" stammt von Baco von Verulam ["Die Lehre
von den Idolen"] und bedeutet "Trugbild des Marktes".
Was
war die Handlung des Films?
Es ist ein Kurzfilm.
Wir haben
verschiedentlich gedreht, auswärts und in München.
Und auch in
einer Wohnung.
Haben Sie den Film einmal gesehen?
Ich
habe ihn selbst gesehen. Die Uraufführung. Die ist in
Schwabing
gewesen. An einem Sonntagvormittag.
Sie spielen auch
Klavier in diesem
Film?
Auch, ja. Da spiele ich den Anfang vom ersten Satz der
Mondscheinsonate und den Schluß vom dritten Satz der
Mondscheinsonate, also den Schlußsatz.
Benedikt Kuby hat Sie
also Werner
Herzog vorgestellt?
Dieser
Film ist zwei Jahre später gedreht worden. Und zwar habe ich
bei
Werner Herzog zunächst „Herz aus Glas“
gedreht, dann mit
Benedikt Kuby „Idola Fori oder können Eselchen lieb
sein?“ und
hernach im gleichen Jahr „Stroszek“. Den haben wir
in Amerika und
in West-Berlin gedreht.
Können Sie
sich noch an Ihre erste
Begegnung mit Werner Herzog erinnern?
Die war in München, ich
glaube in der Wohnung seiner Frau Mama in der Neureuter
Straße.
Was
hat er für einen Eindruck auf Sie gemacht?
Einen denkbar
günstigen!
Welche Rolle sollten Sie in dem Film ursprünglich
spielen?
Im „Kaspar Hauser“-Film habe ich den
Stadtschreiber gespielt. In Dinkelsbühl und Umgebung haben wir
gedreht.
Der Schluß Ihrer Rolle als Stadtschreibers war im
Film ursprünglich nicht drin. Herzog war aber so begeistert
von
Ihnen, dass er den Schluss für Sie geändert hat,
damit Sie noch
einmal einen großen Auftritt haben.
Ja, das hat er gemacht.
Wie war die
Zusammenarbeit mit Herzog
bei den Dreharbeiten?
Wunderbar mit Werner Herzog! Einmalig!
Das läuft, ohne, dass man irgendwie eine Reibung hat. Nicht
das
geringste einer Reibung ist dabei. Er hat mir vorher gesagt, was ich
machen soll. Und es wurde dann gleich gelöst.
Er war immer zufrieden mit
Ihnen?
Sehr! Sonst hätte er mich nicht wiederverwendet.
Ist
es Ihnen schwer gefallen das umzusetzen, was er verlangt
hat?
Überhaupt keine Schwierigkeit.
Er schlägt vor, was Sie zu machen
haben und Sie machen es dann?
Ich führe es aus.
Da haben Sie auch das erste Mal den
Bruno S. kennengelernt, der die Hauptrolle gespielt hat.
Ja da habe ich ihn
kennengelernt.
Können Sie
von Bruno erzählen?
Das
ist etwas schwierig. Denn ich war nicht immer mit ihm zusammen.
Haben Sie sich gut
mit ihm verstanden?
Haben Sie sich mit ihm angefreundet?
Durchaus gut. Wir waren
freundschaftlich zueinander.
Was glauben Sie, was er für ein
Mensch ist?
Ja... was soll ich alles mit anführen? Er hatte
eine ganz leichte psychische Differenz. Es ist mir einmal gesagt
worden und man sieht es ihm auch an. Das kommt aber beim Film
geradezu überhaupt nicht zur Geltung. Er hat in allen seinen
Bewegungen eine geringste Abweichung – ich sage
ausdrücklich eine
allergeringste Abweichung – von normalen Bewegungen. Es
äußert
sich im Gesamten,
im Sprechen wie
in Bewegungen.
Aber wie gesagt, das kommt im Film so viel wie überhaupt nicht
zur
Geltung.
Sie kennen seine
Biographie, dass seine
Mutter ihn verstoßen hat und er seine Jugend in verschiedenen
Heimen
zugebracht hat?
Ja das ist
natürlich sehr bedauerlich.
Er hätte... wissen Sie, damals in Berlin war man vielleicht
noch
nicht so weit wie in München. Damals hätte die
Caritas und die
innere Mission sich solcher Menschen besonders angenommen. Aber die
Caritas war damals zu seiner Geburt noch nicht in dieser Art so
aufgebaut, wie sie heute ist. Ich bin mit der Caritas auch in
Verbindung, in enger Verbindung sogar. Ich weiß, was sie
alles
leisten und in welchen Dingen sie sich auch verschiedener Behinderter
mit annehmen.
Ist Bruno Ihrer
Meinung nach ein guter
Schauspieler? Fällt es ihm leicht zu spielen?
Er macht das.
Er macht das auf seine Art?
Ja. Nicht so ganz auf
seine Art – er macht es eben. Es wird ihm von Werner Herzog
unterbreitet, wie er es zu machen hat, und er macht es. Ich habe
nichts widerspenstiges gefunden bei ihm. Nur bei der Synchronisierung
bei diesem Film gab es einige Schwierigkeiten. Wie mir Martha
Lederer, eine Schauspielerin, gesagt hat, ist er teilweise in den
Berliner Dialekt gefallen und dann wieder ganz anders... es war sehr
schwer ihn oft aus dem Milieu des Berliner Dialektes heraus zu
bekommen.
Ist Ihnen die
Synchronarbeit schwer
gefallen?
Ich habe nicht nur Gesangs-, sondern auch
Sprechtechnik studiert und unentwegt geübt. Und gerade das
Gesangsstudium ist für die Bindung der Vokale durchaus besser
als
nur das reine Sprechstudium, das sprechtechnische Studium, das ich
auch gemacht habe.
Haben Sie die Geschichte von dem Kaspar
Hauser gekannt, bevor Sie an dem Film mitgewirkt haben?
Ja ich
weiß nun einiges davon. Selbst Schopenhauer hat sich als
Kaspar
Hauser bezeichnet, der endlich frei geworden ist! Sie müssen
das bei
ihm selbst lesen.
Sie haben den Film
auch gesehen?
Ich
habe ihn natürlich nicht nur ein- sondern mehrere Male gesehen.
Was
hat Ihnen besonders gefallen?
Eigentlich der ganze
Film. Er ist sehr
gut in der ganzen Welt angekommen. Ich wüsste nicht, was ich
besonders vorlegen sollte.
Waren Sie mit sich zufrieden?
Ja
was heißt zufrieden... das müssen andere sagen! Das
darf man nicht
selbst aussprechen, weil man selbst subjektiv ist und die anderen
objektiv.
Glauben Sie, sie hätten die Rolle besser spielen
können?
Das müssten wiederum andere feststellen. Man selbst
ist subjektiv, nicht? Man kann und darf das nicht von sich aus
äußern.
Nach dem „Kaspar Hauser“ gab es dann eine Pause
bis „Herz aus Glas“.
Knapp zwei Jahre sogar. In diesen
zwei Jahren habe ich nur kleinere Sachen gedreht. Dann hat mich
Werner Herzog angerufen. Wir haben uns zusammengesetzt und da ist das
ganze vor sich gegangen, dass ich die Rolle spiele.
Das
Spektakuläre an „Herz aus Glas“ war, dass
die Schauspieler
hypnotisiert spielen sollten. Es gab vorher Besprechungen und
Versuche, ich glaube die wurden in der Ainmillerstraße
abgehalten
unter Aufsicht eines berufenen Arztes.
Ja, ich weiß nur den
Namen dieses Herren nicht. Er gab da natürlich einige Dinge,
auch
über Horoskope und dergleichen... es war wohl in einer
gewissen
Hinsicht interessant, aber ich kenne natürlich von der Hypnose
enorm
viel. Ich habe auch von Forell, dem Schweizer Psychiater, seine
Schrift gelesen. Ein dickerer Band: „Hypnose oder
Suggestion“.
Gegen diesen Titel muss ich Einspruch erheben! Ich sage: Hypnose
durch Suggestion! Auto- oder fremd.
Wo wurden die Szenen
gedreht, wo Sie mitgespielt haben?
Die wurden verschiedentlich
gedreht. Einmal in Niederbayern, dann im Bayerischen Wald und im
Tessin in der Schweiz. Da war ich auch dabei.
Waren Sie auch
hypnotisiert?
Ja... also hypnotisiert kann man da nicht gut
sagen. Ich habe das feststellen können, dass alle auf eine
gleiche
Linie gebracht wurden.
Herzog hat die Schauspieler selbst
hypnotisiert. Wie hat er das gemacht?
Hypnose kann nicht bei
allen Menschen durchgeführt werden. Mich hat einmal ein
Berufshypnotiseur vom Schwabinger Krankenhaus in jungen Jahren
hypnotisieren wollen. Das hat er überhaupt nicht fertig
gebracht.
Ich habe meinen freien Willen dazu gegeben – er brachte es
nicht
fertig.
Wie hat es Werner Herzog gemacht?
Zunächst hat
es der Herr, dessen Namen mir gerade
nicht geläufig ist, gemacht. Und Werner Herzog hat es dann vor
allem vor der....
[Band zu Ende]
Herr
Scheitz, wir waren bei „Herz aus Glas“. Haben Sie
den Film einmal
gesehen?
Mehrere male sogar. Einmal im ARRI-Kino, dann in
anderen Kinos. Im Fernsehen habe ich den noch nicht gesehen. Ich
weiß
nicht, ob der schon im Fernsehen gelaufen ist.
Nein, der Film war
noch nicht im
Fernsehen. Haben Sie verstanden, um was es in diesem Film
geht?
Doch, ja. Am Schluss geht Achternbusch
[von dem das Drehbuch
stammte] geradezu
in östliche Gegenden, wie das auch Homer mit zur Darstellung
gebracht hat. So habe ich das herausgefunden. Das habe ich irgendwie
empfunden. Bei irischen Kleinstinseln, die ja wie Berge aus dem Meer
hervorragen, die Fahrt in großen Kähnen nach dem
Osten hin.
War
die Zusammenarbeit mit Werner Herzog beim zweiten Film vertrauter wie
beim ersten?
Genau das Gleiche.
Kurze Zeit später, hat
er einen neuen Film gedreht, wo Sie auch mitgespielt haben. Sie haben
sich selbst gespielt,
Sie spielen
den Herrn Scheitz.
Werner Herzog hat in einem Interview gesagt, für den Scheitz
will
ich ein Monument bauen.
Hat er zu Ihnen
gesagt?
In einem Interview,
in einer Zeitung.
Haben Sie das gar nicht gewußt?
Nein, weiß ich nicht.
Wie
finden Sie das, dass Sie sich selber spielen durften in einem
Film?
[Mit sehr stolzem Gesichtsausdruck] Was soll ich dazu
sagen...?
Wie wurde das vorher besprochen?
Ganz kurz
und einfach. Das hat er mir erklärt, dass ich da unter meinem
Namen
spiele.
Und Sie haben gleich zugestimmt?
Sofort! Denn,
was Werner Herzog einem
so unterbreitet und von
einem
verlangt, da konnte ich nie dagegen sein. Ich war sofort
dafür. Denn
er wusste ja, warum.
Warum?
Das ist schwer zu sagen.
Weil es mit dem Film direkt zusammen hängt und verbindlich
ist.
Hat er zu Ihnen gesagt, Sie dürfen sich selbst spielen oder
hat er genaue Vorstellungen gehabt?
Nein, er hat es gar nicht
näher ausgesprochen. Das war ganz selbstverständlich.
Das
was über Ihre Rolle im Drehbuch stand, entspricht das Ihrem
Leben?
Ich habe das Drehbuch kaum eingesehen. Wissen Sie, es
hat auch wenig Wert, das Drehbuch einzusehen, weil ja dann beim
Drehen gewisse Dinge gestaltet werden müssen, die in das
Drehbuch
schwer unterzubringen sind.
Den jeweiligen Umständen
entsprechend.
Natürlich, ja.
Der Film
geht los in Berlin. Gedreht wurde aber zuerst in Amerika.
Ja
er beginnt in Berlin. Wir haben in Berlin die Szenen gedreht, die am
Anfang des Films sind. Von wo aus die Fahrt mit einem Schiff
–
nicht mit einem Flugzeug – rüber geht.
Sie waren bei den
Dreharbeiten das
erste Mal in Amerika. Zusammen mit dem Bruno und der Eva Mattes. Wie
hat Ihnen Amerika gefallen?
Ich war etwas enttäuscht. Weil
Amerika von der abendländischen Kultur, die ich sehr gut
kenne, mit
der ich seit meiner Schule sehr in Verbindung stehe, und immer mehr
in Verbindung gekommen bin, und das habe ich in Amerika vermissen
müssen. Denn Amerika hatte nicht das Abendland gebildet,
sondern ist
nur von gewissen Menschen aus dem Abendland gebildet worden. Dann
liegt wegen der Größe der Vereinigten Staaten alles
sehr sehr weit
auseinander, sodass es geradezu unmöglich ist, den Menschen
eine
höhere Bildung zu unterbreiten. Das geht nicht! Das kann man
einfach
nicht machen in Amerika. Da müsste Amerika fünfmal so
groß
bevölkert sein, dass auch die Menschen mehr zueinander
kommen.
Glauben Sie, die Amerikaner sind ungebildet?
Sie
haben nicht die Bildung, wie sie bei uns in Europa ist.
Sie waren das
erste Mal
in New York?
Ja, New York hat mir so gar nicht
entsprochen. Es ist ein riesiger Steinhaufen und ich war
maßlos
enttäuscht von New York, ich habe mir das grundverschieden
vorgestellt.
Wie haben Sie es sich
vorgestellt?
Dass da doch etwas da ist, das einen irgendwie
sehr nahe geht. Das habe ich nicht empfinden können.
Haben Sie in Manhattan in einem
Hotel gewohnt?
Ja, im Hotel Taft.
Gab es da
Probleme? Sie haben auf den Straßen gedreht, im Empire State
Building, im Hafen...
Nein, gar keine. Man
war vollkommen für
sich da und ungestört. Gerade tagsüber. Wie es nachts
ist, weiß
ich nicht. Denn wir sind kaum in späten Abendstunden noch
irgendwo
hin gegangen. Wir waren auch nur kurz in New York.
Gab es
Abends immer Drehbuchbesprechung?
Nein, das ist alles kurz vor
dem Drehen besprochen worden. Wir sind an den Ort hin gefahren oder
hin gegangen und haben dort gedreht. Werner Herzog hat vorher alles
genau im Kopf gehabt.
Wie war Ihr
Verhältnis zum Bruno oder
zur Eva, mit denen Sie auf engen Raum zusammen gelebt
haben?
Tadellos! Bruno hat oft gemeint, dass wir ihn nicht
anerkennen. Das ist falsch gewesen! Wir waren alle
äußerst bemüht
um seine Person. Ich habe ihn auch zu mir auf mein Zimmer eingeladen.
Er konnte trinken und rauchen und machen, was er wollte.
Trinkt
Bruno viel?
Nein, viel kann man nicht sagen. Aber er hat
nunmal etwas getrunken. Er hat nie einen Rausch gehabt. Ich habe ihn
nie in einem Rausch, auch nicht in einer Animiertheit gesehen.
Und
Eva?
Die Eva war tadellos.
Mit der ist man
wunderbar ausgekommen.
Wie war es mit Werner Herzog? War er
sehr nervös, weil er in einem anderen Land gedreht hat? Unter
schwierigen Bedingungen?
Nein, nicht die geringsten
Schwierigkeiten hat einem
Werner
Herzog bereitet. Gar
nichts! Im Gegenteil! Es war so... ich möchte fast sagen:
Familiär.
Es war eine äußerst günstige und
schöne Atmosphäre.
Wo
sind Sie nach New York hingefahren?
Nachdem wir aus New York
gekommen sind, hat er das mit den Autos gemacht.
Sie meinen
die Szenen am Anfang, wo sie alle drei im Auto sitzen?
Ja, es
sitzen sogar oft mehr zusammen. Aber teilweise alle drei. Wir wurden
von vorne, von rückwärts und von der Seite gedreht.
Während der
Fahrt.
Wo wurde das gedreht?
Das haben wir
hauptsächlich einmal von Madison
bis Lexington
bis Cherokee. Und Cherokee ist ein Indianerreservat, ich
werde
da einst einmal darüber schreiben!
Ist da der Schluss des
Films gedreht worden?
Ja, da ist der Schluss mehr oder weniger
gedreht worden. Ich werde da ja dann gefangen... nein, das war vorher
schon, wo ich gefangen wurde. In Cherokee wurden
hauptsächlich
Filmrollen mit
Bruno gedreht.
Haben Sie im Reservat
die Indianer
kennengelernt?
Ja, ich war erstaunt über die. Die werden ganz
falsch dargestellt. Man bezeichnet sie im Allgemeinen als Menschen,
die tief unter uns stehen. Und ich werde da einst darüber
schreiben
noch! Ich will jetzt nicht zu ausführlich sein. Ich
möchte einige
Dinge, die mir erst in den letzten Monaten neu gekommen sind,
mitbringen und da wird man staunen, auf was ich da gekommen bin.
Da hat Ihnen eine Dame aus der Hand
gelesen, ist das richtig? Was hat die Ihnen geweissagt?
Ja!
Das war einmalig! Und zwar hat die sogar - da war ich mehr als
überrascht – mir aus der Hand gelesen, mit welchen
Methoden ich
arbeite. Wovon ich zu keinem Menschen gesprochen habe! Auch bis heute
niemanden! Das hat sie mir aus der Hand gelesen. Und ich habe im
Allgemeinen von der Handlesekunst nichts Besonderes gehalten. Aber
wie die das gemacht hat, sie hat das zwei oder dreimal gemacht, da
war ich aber schon sehr überrascht. Ich habe ihre Adresse, ich
muss
ihr jetzt mal schreiben.
Hat Ihnen das Land
dort, das ganz flach
ist, mehr zugesagt als New York?
Das war nach
Lexington,
nicht nach New York. Wir sind von Cherokee aus nach New
York
gefahren.
Hat es Ihnen dort besser gefallen als in New
York?
In Cherokee hat es mir ungleich besser als in New York
gefallen.
Wie kam es in Wisconsin zu der Szene, in der Sie
über den tierischen Magnetismus erzählen. Die Szene
stammt von
Werner Herzog und Sie sind anderer Meinung, ist das richtig?
Die
Bezeichnung „Tierischer Magnetismus“ ist von
Mesmer. Schopenhauer
wendete diese Bezeichnung auch noch an. Schopenhauer ist der erste,
der philosophisch-wissenschaftlich auf diesem Gebiet etwas
geschrieben hat. Er führt Mesmer an und führt auch
von... es ist
ein Arzt, der auch über die Seherin von Prevorst ein Buch
geschrieben hat [Scheitz meint Justinus Kerner], das ich auch gelesen
habe. Denn man muss das auch gelesen haben. Schopenhauer führt
es ja
auch an, nicht? Man muss es unbedingt gelesen haben, um zu wissen,
wie Schopenhauer das Ganze im umfangreichen Sinne in
philosophisch-wissenschaftlicher Darstellung gebracht hat.
Was waren das für Messungen, die
Sie in dieser Filmszene ausführen?
Die Bezeichnung
„Tierischer Magnetismus“ ist später mit
der Bezeichnung
„Hypnose“ irrtümlich
geführt
worden. Beides hat
Berechtigung. Tierischer Magnetismus wie Hypnose.
„Hypnos“ ist ja
der Schlaf im Griechischen.
Was war das für ein Gerät, das
Sie in dieser Szene verwendet haben?
Das ist ein Gerät, das
man selbst einstellen kann. Man kann einen Magnetismus nicht
mechanisch messen. Das gibt es gar nicht. Der Apparat, der verwendet
wurde, der konnte ja künstlich mit eingestellt werden. Ich
habe mit
der ganzen Sache nichts zu tun. Im Film muss ja irgendwie etwas
gebracht werden...
Warum hat Herzog diese Szene
eingebracht?
Er wollte damit den „Tierischen Magnetismus“
zeigen. Ich bin ja zuerst an die beiden Herren, die in der Szene zu
sehen sind, heran getreten. Aber das waren keine Schauspieler. Das
waren, was man bei uns „Sonntagsjäger“
nennt. Die dürfen auch
nur zu einen gewissen Grad, glaube ich, in Amerika, vom Gewehr
Gebrauch machen. Sie haben nicht unbedingt die Berechtigung... sie
haben gewisse Vorschriften, wie bei uns. Bei uns sind sie streng
gehalten. Ich habe mit Jägern bei uns darüber
gesprochen und mit
Förstern.
Abgesehen von den
Szenen in Amerika
haben Sie auch Szenen in Berlin gedreht. Unter anderem mit Burkhard
Driest und dem Prinz von Homburg. Welchen Eindruck haben die zwei
Herren auf Sie gemacht?
Das ist schwer zu sagen. Das ist sehr
schnell vor sich gegangen, äußerst schnell.
Haben Sie mit ihnen
gesprochen?
Kaum.
Es gab gar keine Möglichkeit dazu. Wir haben im Treppenhaus
kurz
gedreht und vor der Türe vom Bruno mit dem Beo. Der Beo ist ja
ein
fabelhaftes Tier gewesen. Ich habe gehört, dass nur ein Beo,
im
Gegensatz zu Papageien, Menschen im stimmlichen Fach gleich sind.
Dieses Jahr haben Sie
zum vierten Mal
mit Werner Herzog einen Film gedreht. Den
„Nosferatu“, der bis
jetzt noch nicht uraufgeführt worden ist. Sie hatten da zwei
Drehtermine, Mitte des Jahres. Können Sie hierzu mehr
erzählen?
Drei Tage vor Pfingsten, Freitag und Samstag. Am
Freitag bin ich mit seiner Gattin von München aus hingeflogen.
Ich
glaube auch mit Walter Ladengast. Oder war er schon dort? Ich
weiß
es nicht. Wir sind nach Amsterdam geflogen und von dort aus nach
Delft. Am Freitag hin geflogen, am Samstag wurde gedreht. Da musste
ich schon wieder mittags weg, weil ich am Abend im Theater in den
Kammerspielen zu tun hatte. Es war sehr kurz und da habe ich allein
diese paar Tage sieben Pfund Gewicht abgenommen. Weil ich nur ganz
wenig schlafen konnte.
Was haben Sie in
diesem Film für eine
Rolle gespielt?
Einen Amtmann. Zunächst hatte ich bei
Häusern, weil da so und soviele gestorben sind, da habe ich
überall
geschaut, ob dort jemand drin ist. Wo ich niemanden mehr habe wahr
nehmen können, habe ich ein Kreuz mit einer Kreide hingemalt.
Und
dann auf einen Kanal mit einem Boot. Das war für dem, der das
Boot
vorwärts bewegt hat, von äußerster
Schwierigkeit. Er sollte ja
nicht gesehen werden, musste aber das Boot nach vorwärts
bringen und
ist dauernd nach links gekommen. Bis wir endlich auf verschiedene
Dinge gekommen sind, dass er wirklich gerade weiter fahren konnte.
Dass das Boot gerade vorwärts bewegen konnte. Und da habe ich
auch
dann überall, wo ich gemerkt habe, da ist niemand mehr da, ein
Kreuz
hingemalt.
Anlässlich der Dreharbeiten haben Sie auch den
Klaus Kinski kennengelernt.
Den habe ich dann vierzehn Tage
nach Pfingsten kennengelernt, beim zweiten Drehtermin. Da war ich
drei Tage dann unterwegs. Da hatte ich auch kein Theater diese Tage.
Da war er auch in Delft, wo teilweise auch gedreht worden ist. Da war
er anwesend und da habe ich ihn persönlich kennengelernt. Wir
haben
kaum etwas gesprochen, aber ich habe einen äußerst
günstigen
Eindruck von ihm bekommen. Ein Bericht über ihn in einer
Wochenzeitschrift, hat ihn ganz anders beurteilt, als ich ihn hernach
persönlich haben kennen lernen.... [Hier bricht die Aufnahme
und
somit das Interview ab.]
(c) Thomas Honickel 2022
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